Kapitel 33 – Vergangenheit
»Wie alles angefangen hat weißt du ja. Wie ich geboren wurde, wie ich zu meinem Namen gekommen bin und wie ich ins Heim gekommen bin. Das hab ich dir ja bereits erzählt, also knüpfe ich dort Nahtlos an.
Ich bin in Schottland in einem kleinem Heim untergekommen, wie gesagt ich war noch nicht mal ein Monat alt. Mit einem Jahr wurde ich adoptiert von einer kleinen Familie, die bereits ein Kind hatte. Für damalige Verhältnisse ging das schnell. Falls du dich fragst woher ich das alles noch weiß, ich weiß es selber nicht. Diese Sachen haben sich nach und nach wieder zusammengefügt, ohne das ich etwas dazu beigetragen hätte. Es ist merkwürdig, man sagt immer man kann sich nicht mehr daran erinnern wie es war als man zwei, drei oder vier Jahre alt war, ich kann es schon. Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern, ich wünschte jedoch ich könnte es nicht.
In den Jahre die ich bei dieser Familie verbrachte wurde ich geschlagen, mit Gürteln ausgepeitscht, ich habe tagelang nichts zu Essen bekommen. Einmal hatte mein Vater mich mit einer Pfanne geschlagen weil ich zu spät nach Hause gekommen bin. Ich hatte eine schwere Gehirnerschütterung und bin ins Krankenhaus gekommen. Die Ärzte haben fragen gestellt, so kam das alles raus. Sie haben mich ihnen weg genommen und wieder in ein Heim gesteckt. Ich weiß nicht was aus der Familie geworden ist, ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Sicher, ich hätte es raus gekriegt, aber ich wollte es nicht. Es hätte zu viel weh getan.
Zu diesem Zeitpunkt war ich zwölf, mit dreizehn wurde ich ein weiteres mal adoptiert. Die Behörden hatten angeblich alles überprüft, das alles mit der Familie in Ordnung sei und tatsächlich, diese Familie schien wie geschaffen für mich zu sein. Es war ein Pärchen, was selber keine Kinder bekommen konnte. Die ersten zwei Jahre ging alles gut, ich habe meine Mutter geliebt, ja sie war streng, doch sie war auch liebevoll, verständnisvoll und eine fantastische Köchin. Doch dann starb sie plötzlich. Sie hatte ein Autounfall, mein Vater kam damit nicht klar. Er war schon immer viel arbeiten gewesen und hat sich nach ihrem Tot kaum noch blicken lassen. Wenige Monate nach ihrem Tot wurde er arbeitslos und genau zu diesem Zeitpunkt fing er an mich zu Misshandeln. Ich war vierzehn.
Zuerst waren es nur Schläge, doch von Zeit zu Zeit wurde es mehr und er fing an Spaß daran zu haben, das sah ich in seinen Augen. Er sperrte mich in mein Zimmer und lies mich nur zum essen raus. Jeden Tag kam er in mein Zimmer, immer zur selben Zeit. Er hatte immer etwas anders dabei, ein Stein, ein Werkzeug, ein Gürtel, einmal sogar eine Peitsche. Mit fünfzehn verwandelte ich mich das erste mal in einen Wolf, damals wusste ich noch nicht was ich war, geschweige denn das es so was überhaupt gab. Ich erzählte es meinem Vater in der Hoffnung er würde mir helfen. Ich weiß, dämlich. Ich hätte es besser wissen müssen.
Ich wurde das erste mal Vergewaltigt, er beschimpfte mich, schlug ich, drang immer wieder in ich ein. Ich war wie betäubt, konnte mich nicht wehren. Überall war Blut. Als er mit mir fertig war hat er mich liegen lassen, ging einfach raus und schloss die Tür wieder ab. Ich lag die ganze Nacht da, habe mich nicht bewegt. Dann kam er ein weiteres mal rein, zerrte mich hoch und schleppte mich runter in den Keller. Ich weiß bis heute nicht warum, aber ab diesem Moment kam er immer öfters zu mir. Ich versteckte mich immer in einer kleinen Ecke, zusammengekauert mit einem alten Teddy im Arm. Ich hatte ihn damals im Keller gefunden, er war der einzige Freund den ich hatte, mit dem ich reden konnte, wenn ich mal alleine war. Jedes mal wieder zerrte er mich aus der Ecke heraus, vergewaltigte mich, misshandelte mich und lies mich dann oft ohnmächtig im Keller zurück.
Das ging so weiter bis ich achtzehn war. Ich kann dir nicht sagen warum ich mich nie gewehrt habe, vielleicht aus Angst, vielleicht weil ich nie genug Kraft hatte, doch dann beging er einen Fehler. Er kam zu mir runter in einer Vollmondnacht, er wusste was ich war ich frage mich noch heute warum er das gemacht hat. Er versuchte zum hundertsten mal mich zu vergewaltigen, aber diesmal konnte ich mich verwandeln. Ohne mit der Wimper zu zucken riss ich ihn Stücke, ich war einfach nicht mehr ich und trotzdem wusste ich genau was ist tat, ich wollte es tun.
Ich rannte raus, weg, so schnell ich konnte. Wochenlang war ich nur als Wolf unterwegs, bis ich in London ankam. Ich hatte kein Geld und fand auch keine Arbeit. Wer stellt schon jemanden ein, der kaum lesen und schreiben kann? So kam ich an Joe. Er versprach mir zu helfen, gab mir Geld und brachte mir das Lesen und Schreiben bei. Ich verliebte mich in ihn, jedenfalls dachte ich damals es sei Liebe. Eines Tages wollte er eine Entschädigung für das was er für mich getan hatte und das Geld was er mir gegeben hatte. So erfuhr ich das er der Chef eines Bordelles war. Er verlangte von mir dort ebenfalls zu arbeiten, doch ich wollte nicht. Ich wollte mich von ihm trennen doch dann fing er an mir zu drohen, er würde mich finden und mich umbringen wenn ich nicht das machen würde was er wollte, hatte er gesagt. Ich hatte ihm nicht erzählt was ich bin und wozu ich fähig bin. Ich wusste er hatte seine Wege, wenn er wollte hätte er mich umbringen können, ohne Probleme, also tat ich was er verlangte. Erst nicht regelmäßig nur ab und zu, dann jedoch immer öfters und es dauerte nicht lange bis ich mich von ihm entfernte und das spürte er. Er lies das nicht zu und zwang mich weiter zu machen und natürlich blieb es nicht aus das er das selbe, was ich bei den anderen Männern machte auch bei ihm machen sollte. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, schließlich waren wir nicht zusammen und ich liebte ihn schon lange nicht mehr, aber ich hatte keine Chance. Zu dieser Zeit lernte ich auch Aiden kennen, die Geschichte kennst du ja schon. Er half mir von Joe weg zu kommen, brachte ihn sogar für mich um , wovon ich natürlich nichts wusste. Erst zwei Tage später erfuhr ich es von Aiden. Dann fing das ganze mit ihm an.
Ich zog nach Ashburry, versuchte mir ein Leben auf zu bauen, was mir auch einigermaßen gelang. Ich lernte Lucas kennen, wenn das mit Aiden nicht gewesen wäre wäre ich sogar glücklich gewesen. Und dann traf ich dich. «