Das Blut der Unsterblichen
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Das Blut der Unsterblichen

Ein Paar, eine Liebe, viele Hindernisse ...
 
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 Kapitel 32 – Entschluss

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Luzifer McCanly
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BeitragThema: Kapitel 32 – Entschluss   Kapitel 32 – Entschluss I_icon15So Dez 02, 2012 7:45 pm

Kapitel 32 – Entschluss

Ich spüre eine Bewegung und schlage langsam die Augen auf. In diesem Moment begreife ich das er wach ist und setze mich sofort auf. Ich sehe ihn einen Augenblick an, dann werfe ich mich auf ihn und drücke ihn an mich. Meine Schmerzen ignoriere ich einfach. Tränen der Erleichterung steigen in mir hoch. Raze erwidert die Umarmung erst leicht und zögernd. »Ich habe dir doch gesagt du sollst es nicht tun. « Doch im selben Moment drückt er mich fester an sich. »Danke das du nicht auf mich gehört hast. « Ich lache leicht. »Wann habe ich je auf dich gehört? « Leicht löse ich mich von ihm und sehe ihm tief in die Augen. Das bringt mich nur noch mehr zum heulen und ich schlinge gleich wieder wie Arme um ihn. »Mach so was nie wieder, hörst du? Nie wieder. «
»Was? Mich zwischen dir und eine Pistole stellen? Das mach ich noch wenn ich achtzig bin. Dabei fast sterben? Das war keine Absicht. « Er schiebt mich grade so von sich das er mich ansehen kann. Er hat wieder eine gesunde Gesichtsfarbe und sieht nicht mehr so aus, als würde es jede Sekunde von der Schippe springen, das beruhigt mich noch mehr als so schon. »Aber siehst du wie weit ich für dich gehen würde? Ich würde für dich streben. « Er hält mich fest, als wenn ich jeden Moment vorhätte zu gehen, ihn alleine zu lassen. Ich löse mich tatsächlich von ihm, aber nicht um zu gehen, sondern um ihn wütend an zu gucken. »Das sollst du aber nicht für mich tun. Ich wäre verdammt wütend wenn du das noch mal machen würdest. « Ich rutsche etwas von ihm weg, sehe ihn aber noch immer an. »Ich will nicht das du stirbst, es sei denn du bist neunundneunzig, hast Diabetes, sitzt in einem Rollstuhl und machst in eine Bettpfanne. Dann, aber nur dann darfst du meinetwegen abtreten, aber nicht, weil du dich zwischen mich und eine Kugel stellst. Hast du mich verstanden? « Er streckt die Hand nach mit auf und tätschelt mir wie einen Hund den Kopf. »Na klar doch. « Er lässt die Hand sinken und sieht mich lächelnd an. »Ich konnte ja nicht ahnen das das eine Silbernitratkugel ist. Hätte ich das gewusst hätte ich zuerst geschossen und ihn dann auch erwischt. « Es macht mich wütend wie er mit mir umgeht, als wäre ich ein kleines Kind. »Selbst wenn es eine normale Kugel gewesen wäre, will ich nicht das du so was tust. « Er hebt die Hände. »Okay, Okay, du hast gewonnen. « Langsam setzt er sich auf und macht dann Anstalten auf zu stehen, bleibt dann aber doch sitzen. Er starrt irritiert an mir vorbei. »Ähm, Luzi? « Ich sehe ihn immer noch leicht gereizt an. »Was ist? « Er deutet auf eine Stelle hinter mir. »Kannst du mir mal sagen wo mein Klo ist? « Ich drehe mich um und sehe mir das Loch in der Wand an, wo vorher mal die Toilette stand. Ich werde leicht rot und drehe mich wieder zu ihm. »Na ja... « Ich deute hinter ihm, wo die Leiche und die zerdepperte Keramikschüssel liegt. »Das ist es. Ich habe mich mit der Waffe so schutzlos gefühlt. « Ich sehe ihn entschuldigend an. Er schüttelt fassungslos den Kopf und sieht nach hinten zu der Toilette. »Und wieso nimmst du dann grade mein Klo? « Unschuldig sehe ich ihn an. »Ich habe nichts anderes gefunden was ich hätte auf ihn werfen können. « Raze rollt nur mit den Augen und lehnt sich an die Wand. Versöhnlich lächle ich. »Ich kaufe dir ein neues. « Sogleich schüttelt er den Kopf. »Lass gut sein. « Ich lasse das Thema fallen, stehe unter stöhnen auf und reiche ihm dann eine Hand um ihm zu helfen. »Komm, ich glaube nicht das es gesund ist auf dem kalten Boden zu sitzen. « Er nimmt meine Hand und lässt sich auf helfen. »Ach, ich finde es hier eigentlich ganz gemütlich, abgesehen von dem Toten und dem ganzen Blut auf dem Boden. « Noch immer hält er meine Hand und zieht mich dann ins Wohnzimmer, ohne mich los zu lassen. Er setzt sich aufs Sofa und zieht mich neben mich. »Wie müssen hier weg. « Ich sehe ihn an und seufze. »Ja, ich weiß. « Er starrt geradeaus, ohne mich an zu sehen. »Du hattest die ganze Zeit recht. Hier ist es alles andere als sicher. « Normalerweise hätte mich jetzt ein Gefühl der Genugtuung erreicht, aber diesmal bleibt es aus. »Nirgendwo ist es sicher, Raze. « Ich spüre wie er leicht mit meinen Fingern spielt. »Bis übermorgen müssen wir uns Gedanken darüber gemacht haben wo wir hingehen. « Unzufrieden verziehe ich das Gesicht. »Ich will nicht wieder wegrennen. Das habe ich schon so oft gemacht, ich habe es endlich satt. « Abwehrend schüttelt er den Kopf, ohne mich weiterhin an zu sehen. »Wir rennen nicht weg. Wir suchen uns nur etwas mit einem Klo und was sicherer ist, wenigstens so lange bis es dir besser geht. « Ich denke darüber nach und runzle dann die Stirn. »Und was machen wir wenn es mir besser geht? « Neugierig sehe ich ihn an und warte auf eine Antwort. Endlich sieht er mich an. »Wir werden bleiben und ihnen zeigen das es keinen Grund gibt dich zu töten und wenn sie es nicht einsehen wollen, dann wenden wir das Blatt und gehen von Verteidigung zu Angriff über. Es sei denn du hast eine bessere Idee. « Laut lache ich auf. Ist das sein Ernst? Wie stellt er sich das denn vor? »Und wie willst du ihnen sagen das es keinen Grund gibt? Ich kann nicht mein leben lang kämpfen. « Ich sehe wie er die Stirn in Falten zieht und anstrengt nachdenkt. »Und wenn wir sie denken lassen das du tot bist? Wenn wir deinen tot vortäuschen? « Allmählich horche ich auf. »Und wie willst du das machen? «
»Ich habe keine Ahnung, aber ich lasse mir schon noch was einfallen. « Ich nicke zustimmend. »Wenn das wirklich funktionieren sollte, dann bin ich dabei. « Noch immer hält er meine Hand und ich seine, als wenn wie aneinander geschweißt wären. Ich lächle ihn dankbar an. »Mir gefällt es aber nicht, auch wenn es nicht echt ist. «, sagt er und lächelt mich aufrichtig an. Verwirrt sehe ich ihn an. »Wieso nicht? « Noch immer lächelt er und hält meine Hand. »Weil mir der Gedanke nicht gefällt, das du irgendwo tot herumliegst. Ob nun echt oder nicht. « Breit grinse ich ihn an um die Stimmung etwas zu heben. »Ach keine Angst, wenn ich tot bin schrumple ich eh zusammen wie eine ausgetrocknete Rosine. Dann sehe ich sowieso nicht mehr hübsch aus. « Ich höre wie er lacht und freue mich, das ich der Grund dafür bin. »Ich bitte dich, du siehst sogar abgemagert gut aus. « ich steige in sein lachen ein und streiche über einer meiner vielen Wunden am Arm. »Niemals, ich sehe ja jetzt schon schlimm aus mit meinen ganzen Narben. « Jetzt lächelt er mich nur noch an. »Du siehst nicht katastrophal aus. Man hat nur Angst dich an zu fassen, ansonsten glaube ich, kannst du gar nicht wirklich schlecht aussehen. « Erstaunt ziehe ich eine Augenbraue hoch. »Das hört man doch gerne, auch wenn ich glaube das du etwas voreingenommen bist. « Ich schmunzle leicht, was er mit einem breiten Grinsen quittiert. »Ich habe gesagt ich glaube, nicht das ich es weiß. « Ich gebe ihm einen Knuff in die Seite. »Ja ja. « Er schweigt einen Moment, dann sieht er mich vorsichtig an. »Kann ich dich was fragen? « Skeptisch sehe ihn an, nicke dann aber zustimmend. So schlimm wird es schon nicht sein. Er lächelt mich leicht an, fast schon entschuldigend. »Ich weiß es geht mich nichts an, aber du kennst mich ja. « Er macht eine kleine Pause und sieht mich prüfend an. »Lucas hat da was erwähnt, etwas mit Prostitution und na ja, da hab ich mich gefragt ob das was er sagt stimmt. « Jetzt weicht er meinem Blick aus. Mit Recht. Sofort entziehe ich ihm meine Hand. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. »Er hatte kein Recht dir das zu sagen. « Und vor allem, wann hat er es ihm gesagt? Im Krankenhaus? Oder als Raze bei ihm war um meine Sachen zu hohlen? Ich werde ihn nicht fragen, denn es ist mir auch egal. Schuldbewusst senkt Raze den Kopf. »Ich weiß. Tut mir leid, ich hätte dich darauf nicht ansprechen sollen. « Ich rücke leicht von ihm ab, ziehe die Beine an und schlinge meine Arme darum.
»Nein hättest du nicht. «, stimme ich ihm zu. Er hat vorher ja schon gedacht ich wäre eine Schlampe, aber was denkt er jetzt? Jetzt wo er das von meiner Vergangenheit weiß, oder zu mindestens einen kleinen Teil? Wir sitzen schweigend da, sehen uns nicht an, trauen uns noch nicht ein mal richtig zu atmen. »Tut mir leid. «, bringe ich nach einer Weile schließlich heraus. Sehe ihn aber noch immer nicht an. »Was tut mir leid. « Anhand seiner Stimme weiß wie ich verwirrt er sein muss. Ich schnaube verächtlich und starre auf meine Hände. »Na ich muss doch eine einzige Enttäuschung für dich sein. Ich bin nicht nur egoistisch und selbstsüchtig, sondern habe auch eine Matschbirne, einen Knacks und jetzt stellt sich auch noch raus das ich eine dreckige Hure bin. « Ich weiß nicht ob er mich ansieht oder nicht, kann mich aber nicht dazu überwinden meinen Kopf zu ihm zu drehen um es heraus zu finden. »Jeder hat so seine dunklen Seiten und ich denke mal du hattest deine Gründe. Solange es jetzt nicht nur aus Lust und Spaß war. « Ich spanne mich an, sowohl innerlich als auch äußerlich. »Ich habe noch nie etwas aus Lust und Spaß gemacht. « Meine Stimme ist bitter und emotionslos, wieder so ein Schutzeffekt von mir. Keine Gefühle zeigen. »Wirklich? Noch nie? « Er klingt überrascht. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Ein freudloses Lachen entfährt mir. »Ja ich weiß. Lustig oder? Wenn man bedenkt das ich mit jeden ins Bett springe. « Ich weiß das er so über mich denkt. Das jeder so über mich denkt und er würde lügen, wenn er etwas anderes behaupten würde. »Dann wird es zeit, das du etwas machst was dir Spaß macht. « Ich bin überrascht, denn er klingt sanft, fast schon verständnisvoll, aber noch immer gucke ich ihn nicht an. »Oh ja, mich umbringen zu lassen und Angst haben das hinter jeder Ecke ein Jäger steht klingt wirklich nach Spaß. Lass es einfach sein. « Ich brauche kein Mitleid und erst recht nicht von Raze. Wenn ich Lucas jemals wieder sehen wollte, wenn ich nicht vorher sterbe oder Sonstiges. Dann reiße ich ihm den Arsch auf. Wie konnte das Raze nur sagen? Er weiß was daran hängt. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Raze den Kopf schüttelt. »Nein, das ist es ja. Wer weiß wie viel Zeit wir noch haben, bis der nächste Jäger kommt. Also, worauf hast du Lust? « Weiterhin starre ich auf meine Hände. »Das diese verdammten Schmerzen endlich nachlassen. « Momentan kann ich meine ganzen Wunden sehr gut ausblenden, trotzdem bereiten sie mir Schmerzen. »Ich meine das ernst Luzifer. Worauf hast du Lust? « Sein Gefrage macht mich aggressiv. »Raze es reicht. «, fauche ich ihn an. »Es ist schlechtes Thema. « Sofort verstummt er. Kaum habe ich die Worte ausgesprochen beschleicht mich ein schlechtes Gewissen. Tief atme ich durch um etwas runter zu kommen. »Tut mir leid. Das ist einfach nur ein wunder Punkt. «
»Sorry, das ich davon angefangen habe. «, antwortet er darauf hin und ich weiß das er es ehrlich meint. Schnell winke ich ab um es nicht noch mal zu vertiefen. »Ist egal. « Zu meiner Erleichterung lässt er es wirklich gut sein, steht auf und streckt sich leicht. »Ich entsorge mal die Leiche und mache hinten etwas sauber. « Ich würde ihm gerne helfen, weiß aber das ich ihm in meinem Zustand nur zur Last fallen würde und lasse ihn gehen.
Als er weg ich schließe ich die Augen, hinter denen gleich wieder Bilder auftauchen die ich so lange verdrängt hatte. Das Gespräch eben mit Raze hat mich wieder ein Stück in meine Vergangenheit versetzt und mich wissen lassen, das es immer noch ein Teil von mir ist. Das ich es nicht einfach so vergessen kann, wie ich es immer gehofft hatte. Ich fange an zu zittern, unaufhörlich.
Auf ein mal steht Raze wieder vor mir und sieht mich Fragend an. »ich habe ihn erst ein mal in den Keller gebracht. Ist alles in Ordnung mit dir? « Wieso muss er immer so viel fragen? Und wie lange sitze ich hier eigentlich schon so? »Ja ist schon gut. «, sage ich nur ausweichend. Raze mustert mich skeptisch, sagt aber nichts dazu, oder fragt weiter. Anscheinend hat er aus seinen Fehlern gelernt. Er lässt sich wieder neben mir auf dem Sofa nieder und lehnt sich an. Er riecht nach Blut und Reinigungsmittel. Eine eklige Mischung wie ich bemerke. Ohne etwas zu sagen stehe ich auf, nehme meinen Koffer aus der Ecke und gehe rüber ins Schlafzimmer. Überrascht stelle ich fest das das laufen weniger wehtut als sonst. Es geht also bergauf mit mir, wenigstens etwas. Auf dem Weg zum Schlafzimmer sehe ich an mir runter und bemerke erst jetzt mein blutverschmiertes Kleid. Vorsichtig ziehe ich es aber den Kopf und schmeiße es dann neben die Tür auf den Boden, als ich das Zimmer betreten und den Koffer abgestellt habe. Nur mit Unterhose bekleidet wühle ich in meinem Koffer nach etwas zum anziehen. Leise fange ich an vor mich hin zu summen. Eine unbestimmte Melodie, die ich zuvor noch nie gehört habe. Ich ziehe BH und Hose aus meinem Koffer und beginne mich an zu ziehen. Ich zucke leicht zusammen, als der grobe Stoff meinen BH´s über meine Wunde haut reibt, beiße aber die Zähne zusammen und lasse ihn an. Ich steige in meine Hose und ziehe sie hoch. Der Stoff geht mir grade mal über den Hintern. Ich bilde mir ein das meine Wunden besser heilen, wenn Luft an sie dran kommt. Ob es nun wirklich so ist oder nicht ist mir eigentlich egal. Ich ziehe mir den Gummi aus den Haaren, schüttle sie aus und kämme sie leicht mit meinen Fingern durch, ehe ich den Kopf wieder nach hinten Werfe und meine Haare mir locker über Schulter und Rücken fallen. Anschließend beuge ich mich wieder über meinen Koffer und suche nach einem geeigneten Shirt. »Luzi? « Ich hebe den Kopf und sehe Raze in der Tür stehen. Wie lange steht er da schon? Hat er mir die ganze Zeit schon zu gesehen? Ich muss mir ein selbstzufriedenes Grinsen verkneifen. »Ich gehe schnell in den Baumarkt und hole eine neue Toilettenschüssel. Die Knarre habe ich unter den Wohnzimmertisch in das Fach gelegt. Falls was sein sollte, ich habe das Handy bei. « Noch immer stehe ich nur in BH da, aber das stört mich nicht, schließlich hatte er schon Gelegenheit sehr viel mehr von mir zu sehen. Ich nicke. »Alles klar. « Ich gebe nicht zu das es mich etwas beunruhigt das er mich hier alleine lässt, sage ihm das aber nicht. Noch immer steht er im Türrahmen und mustert mich. Ich sehe wie er langsam nickt, fast schon in Zeitlupe. Ich beschließe etwas damit zu spielen und verlagere mein Gewicht nach rechts und stemme eine Hand in meine Hüften, so das mein Hinterteil gut zur Geltung kommt. Einige Wunden ziehen durch diese ungesunde Haltung zwar ein bisschen, aber das ist es mir wert. »Ist noch etwas? «, frage ich unschuldig und hebe eine Braue. Noch immer wendet Raze den Blick von mir nicht ab, schüttelt aber immerhin den Kopf. Der arme Kerl scheint wie hypnotisiert zu sein von mir. »Ist irgendetwas passiert, abgesehen von der Leiche im Keller? « Es bereitet mir Schwierigkeiten nicht zu lachen, halte mich aber unter Kontrolle. »Was? « Verwirrt sieht Raze mich an. Erst jetzt sieht er mir in die Augen. Mich würde es mal interessieren wo er sonst die ganze Zeit hingestarrt hat. Langsam gehe ich auf ihn zu. »Ich habe gefragt ob irgendetwas nicht stimmt. « Er sieht mich an wie ein Fisch. »Nein, ich ähm, ich war... « Plötzlich zeigt er in Richtung Tür.
»Ich gehe jetzt. « Amüsiert sehe ich ihn an nach, als er sich umdreht und gehen will, bleibt dann aber noch ein mal stehen und wendet sich wieder an mich. Er scheint sich wieder im Griff zu haben. Ich bin etwas enttäuscht. »Wenn du dich mit der Waffe nicht sicher fühlst, hinter der Wohnzimmertür steht ein Baseballschläger und eine Metallstange, also lass bitte die anderen Sanitäreinrichtungen ganz. « Er grinst mich breit an, dreht sich um und geht dann endlich. Giftig sehe ich ihm nach. Arschloch. Seufzend wende ich mich wieder an meinen Koffer und ziehe mir endlich ein Shirt an, danach gehe ich wieder ins Wohnzimmer zurück und setze mich aufs Sofa. Gelangweilt greife ich nach der Fernbedienung und mache den Fernseher wieder an, den Raze zuvor wieder ausgemacht haben muss. Ich sehe mir irgend welche Dokusoaps an ohne wirklich in Inhalt davon zu verstehen, als ein Lautes Klingeln durch das Haus schallt. Ich fahre erschrocken zusammen und wirble zur Tür. Kalte Angst breitet sich in mir aus. Langsam stehe ich auf, darauf bedacht kein Geräusch zu machen und hole die Pistole unter dem Sofatisch hervor. Ich schleiche zur Tür und sehe durch den Spion. Vor der Tür steht Lucas. Ich lasse erleichtert die Schultern hängen. Meine Güte. Tief atme ich durch und öffne die Tür, ehe ich es mir anders überlege. Früher oder später muss ich mich ihm stellen. Ob ich will oder nicht. Ich stehe ihm gegenüber und sehe ihn an. Noch immer umklammere ich die Pistole. Sie hat irgendwie etwas tröstendes an sich. »Verschwinde Lucas. « Ich versuche so emotionslos wie nur möglich zu klingen. Er sieht ungläubig auf mich hinab. »Ich hätte wissen müssen das Raze, dieser Dreckskerl mich anlügt. « Er sieht auf meine Hände, auf die Pistole. »Willst du mich erschießen oder wozu die Knarre? « Wütend starre ich ihn an. Auch wenn ich gern wüsste was Raze ihm erzählt hat. »Glaub mir, ich würde grade nichts lieber tun, aber so hätten die Jäger einen weiteren Grund mich um zu bringen, also lasse ich es lieber. « Ich will schon die Tür wieder zu schlagen, doch er stellt den Fuß dazwischen. Mit einem Finger deutet er auf dem Boden. »Was ist passiert? « Ich folge seinem Blick und sehe einen Blutfleck. Der muss von Raze sein, als der Jäger ihm das Messer in den Bauch gerammt hat. Ich sehe wieder auf zu Lucas. »Nimm deinen Fuß aus der Tür. «, keife ich ihn an. »Und was passiert ist geht dich einen Scheißdreck an, also verschwinde. « Statt den Fuß weg zu nehmen legt er noch eine Hand an die Tür und drückt sie leicht auf. »Wo ist der Pisser? « Er meint höchstwahrscheinlich Raze. »Das geht dich auch nichts an! Was willst du überhaupt hier? Raze ist nicht da, also verpiss dich endlich. « Ich sehe wie er sich noch mehr anspannt als so schon. »Er hat dich alleine gelassen? « Jetzt platzt mir der Kragen. Wie kann er Raze Vorwürfe machen? »Weißt du was du gemacht hast? Du hast mich verletzt wie mich noch nie jemand verletzt hat. « Ich schreie und werde dabei immer lauter. »Und dann erzählst du Raze auch noch etwas über mich, wozu du kein Recht hattest. Du hast kein Recht ihn für irgendetwas zur Rechenschaft zu ziehen. « Verblüfft sieht er mich an. »Was? Wovon zum Teufel redest du? Es geht darum das er dich hier allein gelassen hat obwohl er genau weiß das die Jäger hinter dir her sind. Er sollte auf dich aufpassen und er hat mich belogen das macht mich nebenbei noch wütender. « Er regt mich auf, verdammt auf. Ich nehme die Pistole noch fester in die Hand. »Wovon ich rede? Wie wäre es damit, dass ich mal eine Prostituierte war? « Ich muss mich stark zurück halten um ihn nicht an zu fallen, oder noch schlimmer, auf ihn zu schießen. »Er hat dich für mich angelogen, weil ich dich nicht sehen will, aber das ging wohl nach hinten los. « Jedenfalls gehe ich davon aus. Wieso hätte er Lucas sonst anlügen sollen? Schließlich haben sie ja in den letzten Wochen mehr oder weniger zusammengearbeitet. »Ich konnte ja nicht wissen das er das nicht wusste. « Er ist wütend. Er ist wütend? Woher nimmt er das Recht? »Und das alles rechtfertigt immer noch nicht wieso er nicht hier ist um dich zu beschützen. «, setzt er noch mal nach. Ich starre ihn ungläubig an. »Du hättest wissen müssen das ich das nicht jedem erzähle!Als ich dir das damals erzählt habe, habe ich dir gesagt das du der Einzige bist dem ich es je gesagt habe
und ich habe gehofft das du den Schneit besitzt und es für dich behältst. Raze denkt ja so schon das ich nicht richtig im Kopf bin, aber das? Das wird ihm wohl endgültig davon überzeugt haben. Was denkst du wohl denkt er jetzt von mir? « Ich atme tief durch um etwas runter zu kommen. »Ist doch egal wenn er mich alleine gelassen hat. Er kann ja schließlich nicht vierundzwanzig Stunden da sein. « Ich habe das unbändige Bedürfnis Raze in Schutz zu nehmen, denn schließlich habe ich die ganze Zeit gewollt das er mich alleine lässt. Locker zuckt Lucas die Schultern. »Ja, vielleicht ist er ja genau deswegen gegangen? Vielleicht hat er keine Lust mehr auf dich. Aber eigentlich sollte er genau vierundzwanzig Stunden bei dir sein, denn man weiß nie wann die Jäger auf den Trichter kommen das du hier bist. Sie könnten jeden Moment angreifen und dich umbringen. « So langsam gerate ich auch ins schleudern. Was ist wenn Lucas Recht hat? Was ist wenn Raze wirklich deswegen gegangen ist? Wenn er nicht mehr zurück kommt und nur wartet bis ich aus seinem Haus verschwinde? Ich lasse mir aber nichts anmerken, zeige ihm nicht meine Zweifel. »Lass mich einfach in Ruhe, okay? Und jetzt nimm endlich deinen Fuß da weg. « Ich trete gegen seinen Fuß, doch er bleibt dort weiterhin stehen.
»Ich bleibe so lange hier bis Raze wieder kommt. Und wenn ich richtig liege kommt er nie wieder. « Meine Augen werden feucht, ohne das ich es kontrollieren könnte. »Er kommt wieder. « Ich versuche mich mit Händen und Füßen gegen diesen Gedanken zu wehren. Ich will es einfach nicht glauben. Raze würde mich nicht alleine lassen. Oder? Ich schmeiße mit voller Kraft die Tür zu und fange sie wieder auf, als sie zurück geschossen kommt, als sie an seinem Fuß abprallt. Lucas verzieht schmerzhaft das Gesicht. »Ich mache das nochmal, wenn du nicht verschwindest. « Zu meinem Leidwesen nimmt er den Fuß immer noch nicht weg. »Wo wollte er hin? Was wollte er da? Wie lange ist er schon weg? « Jede Sekunde die Lucas mehr hier ist verstärkt sich meine Angst, dass alles stimmt was er sagt. Mit aller Macht kämpfe ich gegen die Tränen. »Baumarkt. Toilettenschüssel kaufen. Nicht lange. «, beantworte ich seine Frage knapp. »Lucas verschwinde!« Ich wirble herum und sehe Raze um die Ecke kommen. In der einen Hand hat er die neue Schüssel und in der anderen eine Tüte. Erleichterung durchflutet mich. Er ist wieder gekommen. Auch Lucas dreht sich zu ihm um und sieht ihn vernichtend an. »Du hast sie alleine gelassen! «, fährt er Raze gleich an. Ruhig stellt Raze die Sachen, die er in der Hand hat ab. »Ja, mit einem Sammelsurium an Waffen. « Er wartet einen Moment, doch Lucas rührt sich nicht vom Fleck. Raze packt ihn an der Schulter und stößt ihn weg. »Willst du nicht verstehen, oder bist du nur zu blöd? Ich hab gesagt du sollst gehen! « Ich halte mich raus, sehe Lucas nur mit Genugtuung an. Lucas denkt immer noch nicht daran sich zu bewegen, starrt Raze nur weiterhin wütend an. Raze wird von Sekunde zu Sekunde wütender und baut sich jetzt vor Lucas auf. »Du sollst verschwinden. « Er wendet sich gleich zu mir und lächelt mich an, nimmt die Sachen wieder und läuft an mit vorbei rein. »Geh einfach rein und mach die Tür zu, dann verschwindet er schon wieder. « Ich sehe Raze nach, drehe mich dann aber wieder zu Lucas und sehe ihn vernichtend an. »Werde glücklich mit Raven. « Endlich verschwinde ich in der Tür und kann sie zuschlagen, da er jetzt den Fuß nicht mehr dazwischen hat. Aus den Augen aus dem Sinn. Sofort laufe ich Raze nach ins Wohnzimmer. Ich lächle ihn leicht an, immer noch glücklich das er gekommen ist. »Wie lange hast du schon gelauscht? « Mich ist klar das er schon länger da war, bevor er zu uns gestoßen ist. Er atmet tief durch. »So offensichtlich das ich gelauscht habe? Seit dem: du hast kein Recht ihn für irgendetwas zur Rechenschaft zu ziehen. « Ich nicke und schmunzle. »Ja das war ziemlich offensichtlich. Danke, für alles. « Dafür das du zurück gekommen bist. Er sieht mir in die Augen. In diesem Moment begreife ich das er weiß das ich Angst hatte das er nicht wieder kommt. »Es wäre mir nie in den Sinn gekommen einfach abzuhauen. «, sagt er sanft und lächelt mich an. »Du weißt doch, das ich das alles gerne tue, oder? « Ich nicke. »Es ist schwer zu glauben, aber so langsam kapiere ich es auch. « Langsam gehe ich auf ihn zu und schlinge einfach die Arme um seine Mitte und drücke mich an ihn. Ich nehme seinen Geruch wahr und spüre wie er mich beruhigt. Raze erwidert die Umarmung, hält mich fest. »Du wusstest das ich Lucas geglaubt habe, das du nicht wieder kommst. « Ich spüre wie er nickt. »Es war deinem Gesicht deutlich an zu sehen. « Ich drücke mich noch mehr an ihn und seufze. »Früher konnte ich solche Gefühle immer gut kaschieren, doch heute ist es ganz anders. Ich frage mich was mich so verändert hat. «
»Veränderung heißt nicht immer was Schlechtes. « Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe ihn an, halte ihn aber immer noch fest umschlungen. »Meinst du? « Er sieht mich an und lächelt wieder. Oder immer noch? »Ja. « Ich sehe ihn eine ganze Weile nur an, denke nach und lächle dann. Langsam löse ich mich von ihm, nehme seine Hand und ziehe ihn mit mich ins Schlafzimmer. Dort angekommen lasse ich ihn los und setze mich aufs Bett. »Komm, setze dich. « Ich klopfe neben mich auf die Matratze. Ich sehe ihn ernst an. Den Schritt den ich jetzt vor habe ist groß. Sehr groß und ich habe Angst. Aber ich weiß das ich es tun kann, sogar tun muss. Raze sieht mich sichtlich verunsichert an und setzt sich neben mich. Ich kaue auf meiner Lippe und sehe ihm tief in die Augen. »Okay, hör zu. Ich habe gerade ein Endschluss getroffen und ich weiß ich sollte das vielleicht gar nicht machen, gerade wegen Lucas und das was da los war, aber ich weiß das ich nicht mehr so weitermachen kann.
Ich weiß ich bin anstrengend, bescheuert und du verstehst mich nicht und ich kann dir das auch gar nicht vorwerfen, denn einerseits hast du Recht und andererseits kennst du nicht die Gründe. Genau genommen kennst du mich nicht und ich habe beschlossen das es mindestens einen geben sollte der mich kennen sollte und zwar alles von mir. Mir ist klar das nicht gleich alles besser wird, nur weil ich dir gleich das erzähle was ich dir erzählen will, im Gegenteil. Es wird hart für mich und es gibt auch keine Gewissheit das du mich besser verstehen wirst, aber eins steht fest, ich weiß nicht wie lange ich noch lebe und ich weiß nicht ob ich irgendwann wieder jemanden begegnen werde der so ist wie du, dem ich bereit bin all das zu erzählen. Ich habe das jetzt schon so lange mit mir herumgetragen und ich will es jetzt endlich jemanden erzählen. Ich will es dir erzählen. « Ich sehe ihn die ganze Zeit an und lächle unsicher. »Es ist vielleicht egoistisch das jetzt alles auf dich abzuladen, aber ich habe das Gefühl das es richtig ist. Ich will nicht mehr jeden von mir stoßen der mir so viel bedeutet wie du. « Ich hole tief Luft und fasse noch mal zusammen, denn Raze sieht mich ziemlich überfordert an. »Ich würde dir gerne alles über mich erzählen. Meine Kindheit, die letzten Jahre, einfach alles bis heute. « Mein Herz rast jetzt schon und ich habe noch nicht mal angefangen zu erzählen. Raze sieht mich an und ich sehe ihm an das er das erst ein mal verarbeiten muss. »Erzähl es mir nur wenn du dir hundertprozentig sicher bist. « Ich lache leicht. »Sicher würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen, aber ich will es tun, denn Fakt ist, vieles wäre nicht passiert wenn ich es dir oder sogar Lucas - obwohl es mir kalt den Rücken herunterlauft bei dem Gedanken er würde alles über mich wissen, da er so noch mehr in der Hand gehabt hätte als er mich damals im Krankenhaus so runter gemacht hat - erzählt hätte. « Ich schließe kurz die Augen und sammle mich ein letztes mal bevor ich anfange, dann sehe ich ihn wieder an und fange an zu erzählen.
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Kapitel 32 – Entschluss
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