Das Blut der Unsterblichen
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Das Blut der Unsterblichen

Ein Paar, eine Liebe, viele Hindernisse ...
 
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 Kapitel 26 – Verletzte Gefühle

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Luzifer McCanly
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BeitragThema: Kapitel 26 – Verletzte Gefühle   Kapitel 26 – Verletzte Gefühle I_icon15Mi Nov 28, 2012 11:45 am

Kapitel 26 – Verletzte Gefühle

Vorsichtig klopfe ich an die Tür seines Zimmers. Als sich nach ein paar Sekunden immer noch keiner meldet mache ich die Tür selber auf und stecke den Kopf rein. »Lucas? « Nichts, sein Zimmer ist leer. Das Bett wurde gemacht und frisch bezogen. Der Duft von Reinigungsmitteln liegt in der Luft, der mir wesentlich lieber ist als der Rest der Gerüche die hier sonst rumfliegen. »Kann ich ihnen helfen? « Ich wirble herum. Hinter mir steht eine kleine, gedrungene Frau mittleren Alters in einem rosa Anzug. Eine Schwester. Ich nicke. »Wissen sie wo der junge Mann ist, der in diesem Zimmer ist? « Anscheinend muss sie nicht lange nachdenken, denn sofort fangen ihre Augen an zu leuchten. Ich seufze innerlich. Ja, schon verstanden, er sieht gut aus. Muss man deswegen gleich so aus dem Häuschen sein? Abwartend sehe ich sie an, bis sie endlich nickt. »Ja ich habe ihn vorhin in dem Zimmer einer anderen Patientin gesehen. « Meine Gehirnzellen fangen an zu werden. Er ist bei einer Patientin? Schließlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. »Sie heißt nicht zufällig Raven Darkness, oder? « Sofort nickt sie mir zustimmend zu. »Doch, doch, so heißt sie. « Ich ziehe eine Augenbraue hoch und warte auf mehr Informationen. Muss sie sich wirklich alles aus der Nase ziehen lassen? Genervt seufze ich, um ihr zu zeigen dass ich genervt bin. »Könnten sie mir vielleicht auch sagen wo ihr Zimmer ist? « Sie sieht mich mit großen Augen an, nickt und flitzt dann aus dem Zimmer, dicht dahinter folge ich ihr.

Reglos stehe ich vor Ravens Zimmertür. Die Schwester ist schon längst über alle Berge, worüber ich froh bin, denn das dämliche Grinsen auf ihrem Gesicht ging mir auf die Nerven. Allein der Gedanke, dass sie die Jenige war, die sich um Lucas gekümmert hat, als er eingeliefert wurde treibt mir die Galle hoch. Ja, sie ist wesentlich älter und könnte mir nicht mal annährend das Wasser reichen, trotzdem finde ich keinen Gefallen an den Gedanken. Nun stehe ich vor der Tür, starre sie an und überlege was ich tun soll. Lucas ist dort drinnen, mit seiner Ex, die grade erst ihr Kind verloren hat, will ich da wirklich rein platzen? Darf ich das überhaupt? Ich schließe die Augen um besser nach zu denken. Gedankenverloren zupfe ich an meinem Krankhausenhaushemd rum, dann öffne ich wieder die Augen. Ja, ja ich habe das Recht rein zu gehen. Mein Freund ist dort drinnen und wir müssen Reden, dringend reden. Ohne zu klopfen, lege ich die Hand auf die Klinke, drücke sie runter und stoße die Tür auf. Sofort erstarre ich, wegen der Szene die sich mir bietet. Lucas liegt auf Raven auf dem Bett. Sie steckt ihm die Zunge in den Hals und er hat seine Hand um ihren Nacken geschlossen um sie näher an sich zu ziehen. Mein Herz fängt an zu rasen. Hinter mir fällt die Tür geräuschvoll zu, sofort löst sich Lucas von ihr und dreht sich genervt zu mir um, wahrscheinlich ohne zu wissen das ich es bin, die hier steht. Ich kann zusehen, wie ihm die Gesichtszüge entgleiten. Er setzt sich auf, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich erwische ihn, wie er mit einer anderen rummacht und er sagt nichts, sieht mich stattdessen einfach nur dämlich an? Das kann doch nicht sein Ernst sein. Raven sieht mich ähnlich dämlich an und das ist dann der Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt. Verächtlich sehe ich Lucas an und höre wie ich schnaube. »Interessant, da streitet man sich etwas und du rennst gleich zu der Nächsten! « Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen wende ich mich mit einem bösen grinsen an Raven. »Und du! Herzlichen Glückwunsch, vielleicht kriegt er ja bei dir einen hoch. « Wenn ich nicht so furchtbar verletzt wäre, dann wäre ich verdammt stolz auf das was ich gesagt habe. Ich erwarte dass er sagt dass es ihm Leid tut, das er mich in die Arme nimmt, aber stattdessen sieht er mich einfach nur wütend an. »Was denkst du warum ich hier bin? Und du solltest mit deiner scheiß Fremdknutschrei mal ganz schnell ganz leise sein. « Ich ziehe scharf die Luft ein. Er hatte es geplant, er hatte geplant mir ihr zu schlafen. Ich spüre wie mir schwindlig wird, vor Hass und Enttäuschung. Raven sieht zwischen uns beiden immer wieder hin und her, ihr Blick ist leidend. In ihren Augen sehe ich Tränen glitzern, ich habe fast schon Mitleid mit ihr. Mit einem gezielten Tritt befördert sie Lucas vom Bett. »Verpiss dich. «, schreit sie ihn an. Wahrscheinlich ist sie genauso ein Opfer wie ich, hat sich Hoffnungen gemacht, liebt ihn wahrscheinlich sogar. Sie wendet sich zu mir und sieht mich entschuldigend an. »Es tut mir so leid. « Ihre Stimme klingt aufrichtig und ich lese es auch in ihren Augen. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? «, blufft der auf den Boden sitzenden Lucas sie an, ohne mich auch nur zu beachten. Ich hole noch einmal tief Luft und greife das was er eben zu mir gesagt hat noch mal auf. »Schön dass du so offen sagst, dass ich dir nicht mehr genug bin und zu dem Fremdknutschen, das war einmal Lucas und ich war betrunken und verwirrt, was du ja wohl nicht bist. « Ich wende mich ab und verlasse den Raum. Noch länger bei ihm und ich hätte zu heulen an gefangen. Fast schon rennend haste ich über den Gang, zurück zu meinem Zimmer. Dort angekommen knalle ich die Tür hinter mir zu, gehe zum Bett und rolle mich darauf zusammen. Wenige Minuten später geht die Tür auf und Lucas kommt rein. Ich sehe zu ihm auf und begegne seinem entschuldigenden Blick. »Es tut mir leid. « Ach jetzt auf einmal, ja? Ich weiche seinem Blick aus und drehe ihm den Rücken zu. »Verschwinde und vögle deine neue Freundin, bei der kannst du ja so gut. « Meine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus. Ich höre wie der Stuhl neben meinem Bett knarzt, als er sich setzt. »Sie ist nicht meine neue Freundin. Luzifer, das war nicht so geplant, ich weiß nicht, ich wollte das nicht. Es tut mir leid. « Zu meiner Überraschung klingt er wirklich reuevoll, dennoch gehe ich nicht auf seinen Entschuldigungsversuch ein, denn der Zug ist abgefahren. »Wäre ja noch schöner gewesen, wenn das geplant gewesen wäre, aber trotzdem schienst du nicht abgeneigt zu sein. « Mir fällt wieder ein was er gesagt hat. Was denkst du warum ich hier bin? Mir wird klar, dass er das nicht so gemeint hatte, dass er das nur aus dem Affekt raus gesagt hatte, aber das macht die Sache nicht besser. »Luzi, es... ich war dumm und blöd und es tut mir leid. « Es tut mir leid, es tut mir Leid, es tut mir leid. Was bringt mir das? »Es ist mir egal wie Leid es dir tut. Im nächsten Moment knallst du mir eh wieder an den Kopf, dass du sie hübscher findest. « Ich spüre wie sich mein Herz zusammen zieht und mein Körper sich verkrampft. »Aber so ist es nicht. Was regst du dich eigentlich so auf? Es war doch nur ein Kuss. « Nur ein Kuss? Ich drehe mich blitzschnell zu ihm um. »Du hast mit ihr rumgemacht, du lagst auf ihr und ihr wärt garantiert weiter gegangen wenn ich nicht reingeplatzt wäre. « Meine Stimme erfüllt den ganzen Raum, nur um im nächsten Moment wieder ruhiger zu werden. »Erzähl mir also nicht es war nur ein Kuss und das was du gesagt hast beweist das nur. « Ich sehe ihn an und spüre wie mir erneut Tränen in den Augen brennen. »Du hast mit Raze rumgemacht. «, schreit er mich an. »Diese Beziehung war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es kann nun mal nicht funktionieren, wenn man zwei Typen am Start hat. Ist dir vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass du sowohl Raze als auch mich mit dem Scheiß verletzt? Zuerst kommst du zu mir und sagst mir irgendwas mit heiler Welt und dann rennst du zu Raze und knutschst ihn ab. Jetzt habe ich einmal einen Fehler gemacht und du denkst immer nur daran dass du verletzt bist. Das ist egoistisch. « Er wird immer lauter und jedes Mal zucke ich zusammen. Die Tränen fließen mir jetzt automatisch über die Wangen. Wenn er mich geschlagen hätte, wäre es nicht annährend so schmerzhaft gewesen wie das was er mir eben an den Kopf geworfen hat. »Ich habe keine zwei Typen am Start. «, presse ich schluchzend heraus, unfähig ihn an zu gucken. »Ich weiß dass ich nicht Fehlerfrei bin, aber ich gebe mir Mühe und mehr kann ich nun mal nicht tun. Ich kann nichts dafür wenn Raze auf einmal sturzbesoffen vor der Tür steht. Du wusstest genau dass es zwischen mir und ihm kompliziert ist und es tut mir leid dass ich ihn das eine mal geküsst habe, aber es ist unfair das jetzt gegen mich zu verwenden, weil ich nicht ganz Herr meiner Sinne war. « Ich sehe ihn traurig an. »Und sag nicht das das dein erstes Fehler war, denn du hast mir schon nicht gesagt das sie einen Braten von dir in der Röhre hat und dann machst und sagst du so was. « Ich mache eine kleine Pause um Luft zu holen, um etwas runter zu kommen und wische mir mit meinem Handrücken übers Gesicht um die Tränen weg zu wischen. »Du wusstest das ich nicht einfach bin und ein Wrack. Du wusstest worauf du dich einlässt. « Das ist es, was mich am meisten verletzt. Er kennt mich besser als jeder andere. Er weiß wie ich ticke und was mich verletzt und genau die Sachen setzt er jetzt gegen mich ein. »Es wäre schön gewesen, wenn es bei dem einen Kuss geblieben wäre. «, schreit er noch ein letztes Mal und bemüht sich dann sichtlich um einen normalen Ton. »Es ist nicht fair das du Fehler machst und es als selbstverständlich siehst das ich dir verzeihe, aber wenn ich Fehler mache wirfst du mir alle möglichen Sachen an den Kopf und hasst mich immer mehr. Das ich dir das mit dem Kind nicht gesagt habe liegt daran das weder sie noch ich wussten von wem es ist, es hätte genauso gut Raze Kind sein können und ja, ich wusste worauf ich mich ein lasse und diese Entscheidung bereue ich kein bisschen. « Ruhig höre ich mir alles an, lasse ihn ausreden und hoffe das ich so ein weiteres Rumgeschreie verhindert, als er jedoch das mit dem Kuss anspricht runzle ich verwirrt die Stirn. »Aber es ist doch bei dem einen Mal geblieben und natürlich sehe ich es nicht als selbstverständlich dass du mir verzeihst. Verdammt, ich hab andauernd Angst irgendeinen Fehler zu machen und dich zu verlieren. Was denkst du denn warum ich dir so wenig über meine Anfälle sage? Merkst du denn überhaupt was du da sagst? Natürlich bereust du es. « Meine Stimme zittert stark, es kostet mich viel Kraft überhaupt noch zu reden. »Und was war denn das vor meiner Tür? « Er hat es also gesehen, aber was hat er gesehen? Ich habe den Kuss nicht erwidert, habe Raze sogar zurück gestoßen. Grade will ich antworten, als er dann schon weiter redet. »Du sagst mir nichts von deinen Anfällen weil du Angst hast dass ich dich deshalb verlasse? « Ich höre wie er laut ausatmet, fast schon als wäre er erleichtert. »Ich dachte wir hatten dieses Thema durch, wie kommst du nur darauf das ich es bereue mit dir zusammen zu sein? Das einzige was ich wirklich bereue ist vor fünf Minuten passiert. « Ich sehe ihn nicht an, bringe es einfach nicht übers Herz, dafür tut es zu sehr weh. »Er hat mich geküsst und ich habe ihn weg gestoßen. « Ich sehe auf meine Hände, die vor mir liegen. Wenn ich ihm wirklich erzählen würde was ich träume, spätestens dann würde er mich für verrückt erklären. »Du beschreibst mich wie ein Monster, dass ich nur mit dir spiele und nur auf mich achte und du hast sogar Recht. Du hast mit allem Recht. Es tut nur so verdammt weh es zu hören. Ich verstehe nur nicht wieso du immer noch hier bist. « Ich kann hören wie er sich wie ein nasser Sack auf den Stuhl plumpsen lässt. »Ich versuche mich zu entschuldigen, weil ich dich verdammt nochmal liebe und es nicht meine Absicht ist dich zu verlieren und hör endlich auf dich als Monster zu bezeichnen. Wir beide haben unsere Fehler gemacht. Ich denke am besten ist ein Neuanfang,… « Er zögert einen Moment, setzt dann aber noch mit ran: »…wenn du damit einverstanden bist. « Ich kann spüren wie sein Blick auf mir brennt, aber ich kann ihm nicht die Antwort geben die er erhofft, noch nicht, dafür ist die Wunde viel zu frisch. Ich überwinde mich ihn an zu gucken, wenigstens das. »Du nennst das Entschuldigung? Du hast mein Herz genommen und durch einen Fleischwolf gedreht. Eine Entschuldigung sieht für mich anders aus. « Er steht ohne ein Wort zu sagen auf. Sein Blick ist traurig und es zerreißt mir das Herz ihn so zu sehen, aber ich kann einfach nicht, nicht jetzt. Er schüttelt den Kopf, dreht sich um und knallt den Stuhl mit aller Kraft gegen die Wand, so dass ich zusammen zucke. Ich rolle mich noch mehr in meinem Bett zusammen und fange an lautlos zu weinen, all meinen Kummer raus zu lassen, ohne das mich jemand hört.

Ich wache auf. Bin ich eingeschlafen? Muss wohl. Vorsichtig setzte ich mich auf und sehe mich im Raum um. Ich sehe auf die Wanduhr uns stocke. Mist, schon 8 Uhr Abends. Ich springe vom Bett und flitze ins Bad um mir mein Gesicht zu waschen und die Tränenspuren weg zu waschen, die sich immer noch deutlich auf meinen Wangen Abzeichen. Die Gedanken an Lucas und den Streit verdränge ich. Was hätte es auch für einen Sinn darüber lange nach zu grübeln? Ich werde später noch mal versuchen mit ihm zu reden. Als ich fertig bin schlüpfe ich aus meinem Zimmer, auf den leeren Krankenhaus Flur und begebe mich auf den Weg zu Raze Zimmer. Die Flure sind wie ausgestorben, nirgendswo laufen noch Patienten oder Schwestern rum, wie zuvor noch.
Als ich an Raze Zimmer ankomme, will ich grade anklopfen, als ich Stimmen von drinnen höre. Ich runzle verwirrt die Stirn. Wer redet denn da? Ich lege ein Ohr an die Tür und erkenne sofort Lucas Stimme. Was macht er da drinnen? Wahrscheinlich sich entschuldigen. Ich nicke. Ja, so muss es sein. Will ich da wirklich rein, wenn er da drinnen ist? Na ja, anderer Seitz kann Raze nichts dafür und ich habe ihm versprochen noch mal vorbei zu kommen. Ich will grade die Tür auf machen, als erneut Lucas Stimme höre. Ich drücke mich mehr gegen die Tür.
»…ich hatte eben auch ein riesen Drama mit ihr. «
Was? Die beiden unterhalten sich über mich. Angestrengt versuche ich Raze zu verstehen, es gelingt mir aber nicht, da er wahrscheinlich immer noch zu schwach ist um wirklich laut zu reden. Ich höre nur Gemurmel, bis Lucas wieder spricht.
»Nein, ich hab Raven geküsst und sie hat es raus bekommen. Sie hat ein riesen Drama draus gemacht, wie immer. Und als ich ihr mal ordentlich die Meinung gesagt habe hat sie angefangen zu weinen. «
Wie bitte? Ich traue meinen Ohren nicht. Ich versuche mich zu konzentrieren, auch Raze zu verstehen, aber keine Chance.
»Ja, das hab ich ihr auch gesagt, dass sie egoistisch ist. Du hättest die sehen müssen. «
Mein Herz fängt an sich zusammen zu ziehen. Stille, dann wieder Lucas:
»Ich will es hoffen, aber sie hat wirklich Rotz und Wasser geheult. Sie hat es dann sogar eingesehen und sich Monster genannt. «
Pause. Dann wieder seine Stimme.
»Ja, sie will mich leiden lassen um dann die Gütige zu spielen wenn sie mir vergibt. «
Pause.
»Sie hat nur Glück, dass sie so verdammt hübsch ist. «
Wenn ich so furchtbar bin, wieso ist er dann noch mit mir zusammen? Wieder höre ich seine Stimme, die auf etwas antwortet was Raze gesagt hat.
»Na klar, aber das ist es was sie meistens rettet. Sie ist halt eine Dramaqueen und man weiß nie wann sie das nächste Mal hoch geht. Sie kann echt nerven. Am Ende blas ich ihr immer wieder Zucker in den Arsch, das ist es doch was sie will. «
Pause.
»Das habe ich meistens. «
Pause.
»Vieles, aber um ehrlich zu sein wäre es mir lieber ich würde sie nicht lieben. Im Endeffekt bereitet sie mehr Kummer als Freude und ich habe keine Lust mehr auf ihr Rumgespiele. «
Ich gehe einen Schritt zurück, weil ich mir das einfach nicht mehr anhören kann. Mein Puls rast und ich merke wie mir schwindlig wird. Ich verliere die Balance, rutsche auf dem glatten Krankenhausboden auf und lande genau auf meinem Steißbein. Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht. Verdammt. In dem Moment wird die Zimmertür von Raze aufgerissen und Lucas steht vor mir. Ich sehe das Entsetzen in seinem Gesicht, mich hier zu sehen. Tja, blöd gelaufen. Ich kämpfe mich wieder auf meine wackligen Beine und kann so einen Blick in das Zimmer werfen, in das Raze immer noch auf seinem Bett liegt und mich ansieht. Er sieht mich leidend an, aber ich schaffe es nicht seinem Blick Stand zu halten. Nachdem was ich von Lucas gehört habe, will ich gar nicht wissen was er alles gesagt hat. »Wie lange bist du schon hier? «, höre ich Lucas Stimme. Ich sehe ihn an und schaffe relativ neutral zu klingen. »Lange genug um zu wissen wie schrecklich ich doch bin. « Ich wende mich ab und fange an den Flur runter zu laufen. Ich will einfach nur weg hier, weg von ihm, weg von Raze. »Du bist nicht schrecklich. « Er kommt mir nach. Na klar, auf einmal. Ich halte nicht an, laufe immer weiter. »Kannst du stecken lassen Lucas, dein Zucker, « Ich mache Gänsefüßchen in die Luft, um das alles noch zu unterstreichen. »…kannst du behalten. Gib ihn doch Raze, ihr versteht euch ja jetzt so gut. « Ich renne fast schon über den Flur, ohne wirklich zu wissen wohin ich hin will, Hauptsache es ist weg von ihm. »Luzifer, warte. « Lucas läuft mir immer noch nach. Wieso eigentlich? Was hat er denn davon? So wie es sich angehört hat will er mich doch eh loswerden. Ich schnaube, versuche alle Selbstschutzmechanismen oben zu halten, um nicht noch mehr verletzt zu werden. »Wozu, damit du mich weiter anlügen kannst wie du es schon die ganze Zeit gemacht hast? Das du dann weiter hinter meinem Rücken her ziehen kannst? Vergiss es. Es war schon schlimm genug dass alles anhören zu müssen. «
»Womit habe ich dich denn angelogen? « Ich bleibe abrupt stehen und drehe mich zu ihm um, so das er fast gegen mich rennt. Wie kann er es überhaupt wagen das zu fragen? »Du hast mit allem gelogen. Ich habe dir alles geglaubt, ich habe dir geglaubt als du gesagt hast dass ich nicht verrückt bin, zu mindestens habe ich gehofft dass du es nicht so siehst. Es hat gut getan das zu hören auch wenn ich weiß dass es nicht stimmte. Ich habe gedacht du verstehst mich. Ich habe gedacht du hältst immer zu mir und stattdessen lästerst du hinter meinem Rücken über mich. « Ich hebe abwehrend die Hände. »Ich sage aber lieber nichts mehr sonst heißt es wieder ich würde ein Drama daraus machen. Ich weiß, ich bin schuld. « Er geht näher auf mich zu, als er so oder so schon ist, so dass ich automatisch wieder einen Schritt zurückweiche. »Eine Nervensäge zu sein hat nichts mit Verrücktsein zu tun, was du nicht bist. Und ich will darüber reden. « Die Verzweiflung ist ihm ins Gesicht geschrieben, aber kann ich im noch trauen? »Du machst es schon wieder. Du würfst mir vor, ich würde drauf stehen wenn ich Zucker in den Arsch geblasen bekomme, das kommt aber von dir nicht von mir. Ich gebe zu es fühlt sich toll an wenn du kommst und dich entschuldigst, wenn du mir sagst das ich normal bin, das du mir nicht weh tun wirst, aber nicht weil ich will das man mir hinterher rennt sondern weil ich mich freue wenn man so was sagt zu mir sagt, weil ich hoffe es ist die Wahrheit. « Er geht wieder auf mich zu, als wenn er nicht merken würde das ich das nicht will.
»Du willst also die Wahrheit ja? « Ich nicke. »Ja, ich wollte nie was anderes. « Ich höre wie er tief Luft holt. Ich mache mich auf alles gefasst, aber das was er dann sagt macht mich fassungslos. »Okay, du hast einen mächtigen Knacks weg, was mir egal ist. Egal was man tut oder sagt es verletzt dich. Es verletzt dich wenn ich nicht an deinem Arsch hänge, aber es ist auch nicht in Ordnung wenn es so ist. Man, es ist ja schon zu viel das ich dir deine Luft weg atme! Du willst das ich für dich da bin und mich für dich einsetzte, dazu gehört nun mal auch das ich andere Typen von dir fern halte, wenn ich das aber mache bist du nur wieder zickig. Du gehst und küsst Raze was mir das Herz gebrochen hat, dann küss ich Raven und du machst ein Drama draus. Du schläfst mit mir und das ist in Ordnung. Raze schläft mit jemanden und das ist wieder rum nicht in Ordnung. Du willst die Wahrheit? Ich sag sie dir und du fängst an zu flennen und beschimpfst mich. Das ist unfair und egoistisch von dir. Du bist nicht die einzige Person die mit starken Gefühlen in diese Beziehung gegangen ist und mehr als einmal verletzt worden ist, aber du denkst nur an dich. Dann soll ich mich mit Raze vertragen das mach ich weil wir nun mal ein Thema gefunden haben und das passt dir wieder nicht. Man kann es dir einfach nicht recht machen egal wie sehr man sich bemüht. « Er redet ohne Punkt und Komma, redet sich immer mehr in Rage, bis er mich zum Schluss nur noch anschreit. Ich stehe wie erstarrt da und sehe ihn unentwegt an. Stimmt das alles was er sagt? Ich kriege Selbstzweifel. Aber wieso sollte er sich das alles ausdenken? Mein Herz rast, ich bewahre äußerliche Ruhe, während in mir ein Sturm tobt, der mich immer tiefer in einen Abgrund zieht. Zu gerne würde ich zu allem was sagen, aber ich kann es einfach nicht. Was bringt es denn jetzt noch sich zu rechtfertigen? Es ist eh schon alles verloren. »Ich sehe schon, alles zum kotzen mit mir. Gut das du mich jetzt los bist. « Ich bin selber erstaunt wie emotionslos ich klinge und bin sogar etwas stolz darauf. Kaum merklich zucke ich die Schultern, drehe mich um und laufe wieder den Gang lang, aus dem immer noch keine Menschenseele ist, außer mir und Lucas. Wo sind die nur alle? Es wäre alles wesentlich einfach wenn jemand hier wäre, dann würden wir beide uns wahrscheinlich etwas mehr zurückhalten, aber wäre das wirklich besser? Nein, wahrscheinlich nicht. Es ist gut das mal dass gesagt wurde, was schon längst überfällig ist. Ich höre Lucas hinter mir stöhnen. »Siehst du? Du machst es schon wieder. Du wolltest die Wahrheit und rennst dann davor weg. Und als ich sagte ich liebe dich, da war das auch die Wahrheit. « Ich laufe ungehindert weiter, höre seine Worte. »Ich laufe nicht weg. Ich danke dir dafür dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Aber denkst du wirklich ich könnte noch länger mit dir zusammen sein, wenn ich weiß dass du so über mich denkst? « Jetzt drehe ich mich doch um, laufe aber rückwärts weiter, da ich keine Zeit verlieren will. »Ich wünschte ich würde sie nicht lieben, denn sie bereitet mehr Kummer als Freunde, sie nervt. «, zitiere ich ihn und mache dabei seine Stimme etwas nach, dann drehe ich mich wieder von ihm weg und laufe weiter grade aus, den Gang lang, bis ich bei einer Tür an komme auf der, nur für Personal, steht. Ich halte an und versetze ihr einen kräftigen Tritt, so dass sie aus den Angeln fliegt. »Dann ist es ebenso, aber ich war in meinem ganzen Leben nie glücklicher als mit dir. « Das ergibt doch gar kein Sinn. Wieso macht er sich die Mühe mir hinterher zu laufen, wenn er nur Schwachsinn raus bringt? Ich seufze und halte kurz inne, bevor ich den Raum vor mir betrete. Langsam drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn an. Versteht er denn nicht wie ich mich fühle bei all dem? »Ihr habt mich so dargestellt, als wäre das einzige Gute an mir mein Aussehen und das tut verdammt weg Luke. Ich habe mir Jahrelang eine Mauer aufgebaut gehabt. Du warst der Erste der es geschafft hat sie zu durchbrechen, ich habe dir mehr anvertraut als jedem anderen und ich dachte du kommst damit klar, wie ich bin, das ich öfter mal am Rad drehe. Ich wusste schon immer das du denkst das ich sie nicht mehr alle habe, aber ich habe gehofft, das du den Anstand hast es für dich zu behalten oder es wenigsten mir zu sagen und nicht Raze. Und ja, genau in diesem Moment will ich das du dich schlecht fühlst, weil du es, wie ich finde, verdient hast. Du hast alles kaputt gemacht, unsere Beziehung, unsere Freundschaft. Ich wünschte ich hätte das alles nie gehört, aber einerseits bin ich froh, da du mir so nichts mehr vorspielen musst. Du kannst dich also zurück lehnen, du brauchst mir nicht mehr in den Arsch kriechen, mir hinterher rennen, auf den Knien vor mir herumrutschen, damit ich wieder mehr Drama im Leben habe, aber eins kann ich dir sagen: Drama ist das Letzte was ich je wollte, denn davon hatte ich schon genug bevor du aufgetaucht bist. «
Und jedes Wort entspricht der Wahrheit. Ich fühle mich wesentlich leichter. Auch wenn mein Herz immer noch blutet, fühle ich mich besser, irgendwie. Sein Blick entwickelt sich zu einer spöttischen Miene. »Ja klar, sich durch die Weltgeschichte zu vögeln ist ein Drama, als hättest du es gemacht wenn es dir keinen Spaß macht hätte als Prostituierte durchs Leben zu gehen. Da hast du wahrscheinlich auch eine Menge in den Arsch geblasen bekommen, was? « Die Welt um mich rum scheint still zu stehen. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich starre ihn geschockt an und ermahne mich selber nicht wieder anzufangen zu weinen, denn die Genugtuung will ich ihm nicht geben. Das war mit Abstand das schlimmste was er hätte je zu mir sagen können. Ich beiße die Zähne so fest zusammen, dass es schon weh tut. »Du weißt nicht mal annährend alles über meine Vergangenheit, also sag nicht das das spaßig war! Denn. Du. Hast. Keine. Ahnung. « Ich betone jedes einzelne Wort, wieso weiß ich selber nicht. Vielleicht in der Hoffnung das er versteht das er zu weit gegangen ist? Was würde das noch bringen? Nichts. »Verschwinde Lucas, ich hoffe du wirst glücklich. « Ich drehe mich um und verschwinde in dem Raum, den ich zuvor für mich zugänglich gemacht habe, in der Hoffnung das er mir nicht weiter nachkommt, was jedoch vergebens ist. Der Raum in dem ich mich jetzt befinde sieht aus wie eine Umkleide. Perfekt, genau das was ich brauche. Ich gehe zu einem Spint, breche ihn auf und hole mir Sachen raus, von denen ich erleichtert feststelle dass sie zu einer Frau gehören. So schnell wie möglich beginne ich mich an zu ziehen. Den Morgenmantel den ich noch immer anhatte lege ich auf die Bank, zusammen mit meinem Hemd. »Es tut mir leid, ich hätte so was nicht sagen sollen. « Genervt stöhne ich auf. Der Junge merkt es einfach nicht. Wie kann er mir all diese Sachen an den Kopf werfen und dann immer noch die Dreistigkeit besitzen mir nach zu laufen? »Ich habe gesagt du sollst verschwinden. «
»Willst du gehen? « Blitzmerker. »Wonach sieht es denn aus? « Ich frage mich wieso ich ihm eigentlich noch antworte, was bringt das? Mit einem Mal schiebt er sich zwischen mich und dem Spint und sieht mir fest in die Augen. »Du wirst nicht gehen! « Wie bitte? »Worauf du verdammt noch mal wetten kannst. « Ich bin fertig mit anziehen und wende mich jetzt zum Gehen ab. Er hält mich am Arm fest und hält mich so zurück. »Nein, du hast es ihm versprochen. « Redet er von Raze? Kann ihm doch egal sein was ich ihm versprochen habe oder nicht. Was geht es ihn überhaupt an? Gewaltsam reiße ich mich los und fauche ihn an. »Fass mich nicht an! Davon abgesehen ist es ja keine Überraschung dass ich egoistisch bin. « Ha, mit den eigenen Waffen geschlagen Roalstad. »Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Du kannst ihn einfach nicht für meine Fehler bestrafen. Du hast ihm versprochen hier zu bleiben bis er gesund ist und das wirst du auch tun. Ich werde gehen und du wirst mich erst dann wieder sehen wenn du es willst, aber du wirst ihn da nicht mit rein ziehen. « Woher nimmt er sich das Recht über mich zu bestimmen? »Er war mit dir in diesem Raum und mich beschleicht das Gefühl das er nicht einfach nur so dagesessen hat und dir zugehört hat. Davon abgesehen wollte er gar nicht dass ich hier bleibe. « Ich schiebe mich an ihm vorbei und will nun endlich raus, doch er packt mich nun an den Schultern und dreht mich zu ihm rum. »hast du auch nur ein Wort von dem gehört was er gesagt hat? « Erneut reiße ich mich los. Verdammt was ist denn das? »Nein zum Glück nicht, das was du gesagt hast, hat mir vollkommen gereicht und wie oft noch? Du sollst mich nicht anfassen! « Endlich lässt er die Hände sinken, wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung. »Dann interessiert es dich bestimmt dass er dich verteidigt hat. « Ich sehe ihn an. Etwas in mir sagt das er Lügt. Von allen hat schließlich Raze die meisten Gründe mich zu hassen. »ich überlege es mir. «, sage ich, um ihn endlich los zu werden, drehe mich um und verlasse endlich den Raum. Auf den Fluren ist alles unverändert. Niemand ist zu sehen, keiner der einen Puffer zwischen mir und Lucas sein könnte. Ich höre wie er mir weiterhin nach läuft und frage mich was er denn jetzt noch von mir will. »Bleib gefälligst hier und halte dein versprechen. «, schnauzt er mich an. Provokativ laufe ich an meinem Zimmer vorbei. »Ich habe gesagt du sollst dich verpissen. «
»Mach ich. « Ich kann hören wie seine Schritte langsamer werden und atme erleichtert auf. Endlich. Da ich nicht weiß wohin ich sonst soll, begebe ich mich in die Cafeteria, die um diese Uhrzeit wahrscheinlich leer sein wird, wie der Rest des Krankenhauses, wie es mir scheint.
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Kapitel 26 – Verletzte Gefühle
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