Das Blut der Unsterblichen
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Das Blut der Unsterblichen

Ein Paar, eine Liebe, viele Hindernisse ...
 
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 Kapitel 10 – Freundschaft

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Luzifer McCanly
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Kapitel 10 – Freundschaft Empty
BeitragThema: Kapitel 10 – Freundschaft   Kapitel 10 – Freundschaft I_icon15Mo Aug 13, 2012 7:42 pm

Kapitel 10 – Freundschaft

Es
ist spät in der Nacht. Ich bin stark angetrunken und das muss was
heißen, denn um einen Werwolf betrunken zu machen muss dieser mindestens
dreimal, wenn nicht vier Mal so viel trinken wie ein normaler Mensch.
Nach der Arbeit habe ich noch mit ein paar Kollegen gefeiert und dort
ordentlich was weggetrunken, deswegen kann ich kaum noch gradeauslaufen
und brauche auch eine Weile, bis ich meine Haustür endlich auf kriege.
Ich bin zu betrunken um irgendetwas wahr zu nehmen, zu riechen, zu
spüren, oder bei der Dunkelheit zu sehen. Ich stolpere in mein
Wohnzimmer und beginne mich auf den Weg zu meinem Schlafzimmer aus zu
ziehen. Es dauert nicht lange bis ich nur noch in Unterwäsche durch das
Wohnzimmer wanke und mich immer weiter voran taste. Meine Sachen bleiben
dabei wie eine Spur hinter mir liegen, ich kümmere mich aber nicht
darum.
Ohne Vorwarnung kommt auf einmal eine Hand aus dem Nichts
geschossen uns berührt mich an der Schulter. »Hey. «, höre ich eine
Männerstimme sagen, die ich nicht einordnen kann. Ich zucke erschrocken
zusammen und wirble herum. Mir entfährt ein erschreckter Schrei. Vor mir
sehe ich eine dunkle Gestalt stehen, die ich nicht erkennen kann und
ohne nachzudenken falle ich sie sofort an, wobei das Nachdenken in
meinem Zustand auch nicht gerade viel gebracht hätte. Wir landen mit
einem lauten Knall auf dem Boden. Ich sitze in Angriffshaltung auf dem
Fremden und knurre ihn mit gebleckten Zähnen an. Die Gestalt ist einen
kurzen Moment ruhig, wahrscheinlich zu überrascht um zu reagieren, aber
dann fängt sie mit einem Mal laut an zu lachen. »Also das geht mir jetzt
doch leicht zu schnell. Beruhige dich wieder, ich bin es nur. « Endlich
erkenne ich ihn, oder besser, mein betrunkenes Ich. Ich kneife die
Augen zusammen um klarer sehen zu können. »Raze? «, frage ich etwas
dümmlich. Ich bleibe weiterhin auf ihm sitzen und sehe ihn an. »Ja genau
der bin ich. « Ich runzle die Stirn. So langsam gewöhnen sich meine
Augen an die Dunkelheit und ich kann ihn deutlicher erkennen. »Was
machst du hier? « Ich sehe wie er verschwommen lächelt, es kann aber
auch an dem Alkohol liegen, ich bin mir nicht ganz sicher in dem Moment.

»Ich habe auf dich gewartet. «
»Bis jetzt? «, frage ich
ungläubig und muss hicksen. Er sieht mir tief in die Augen, als würde er
darin etwas suchen. »Vielleicht bin ich auch eingeschlafen. «, gibt er
zu. »Aha. « Es interessiert mich nicht wirklich was er hier macht, oder
warum er noch hier ist, darüber kann ich mir auch noch morgen Gedanken
machen. Ich gehe endlich von ihm runter und setze mich neben ihn, denn
wenn ich jetzt versucht hätte auf zu stehen wäre ich garantiert
umgekippt. Er setzt auf und wendet den Kopf in meine Richtung. »Hast du
noch gefeiert? « Als wenn das nicht offensichtlich wäre.
»Ein
Bisschen. « Selbst ich höre das ich stark lalle, es ist mir aber egal.
Ich sehe ihn kurz noch mal an und kämpfe mich dann langsam auf und
bleibe auf wackligen Beinen stehen. Ich drehe ihm den Rücken zu und
versuche irgendwie ins Schlafzimmer zu kommen. »Wo hast du die her? «,
höre ich ihn fragen. Ich drehe mich verwirrt zu ihm um. Wie kommt er nur
auf die Idee mich in diesem Zustand etwas zu fragen? »Hm? « Er deutet
auf meinen Rücken. »Deine Narbe. «
Ich erstarre. Mit einem Schlag bin
ich wieder nüchtern. Ich sehe ihn mit einem harten, kalten Blick an.
»Das geht dich nichts an. «, schnauze ich ihn an. Aus Reflex baue ich
mir eine Mauer auf, aus Angst, er könnte noch weiter fragen. Er meint
die Narbe, die von meiner Schulter, bis zu meiner untersten Rippe geht.
Er hat sie wahrscheinlich gesehen, als ich mit dem Rücken zu ihm stand.
Sie ist nicht zu übersehen. Ich habe sie schon lange. Zu lange. »Okay. «
Er versteht meinen Blick richtig und fragt nicht weiter nach, wofür ich
ihm im Inneren Danke. Ich drehe mich wieder um, gehe in mein Zimmer und
lasse meine Mauer wieder fallen. »Du kannst heute hier bleiben. «, sage
ich nur noch zu ihm und schließe dann die Tür hinter mir.

Ich
öffne die Augen und bin sofort hellwach. Der erste Gedanke, der mir
durch den Kopf geht ist, dass ich heute Spätschicht habe. Das heißt, ich
kann ausschlafen und muss erst spät am Abend los, trotzdem stehe ich
schon auf. Es ist noch nicht spät, grade mal früh am Morgen. Diesmal
weiß ich noch das Raze da ist und ich habe nicht vor ihn die ganze Zeit
alleine zu lassen, während ich hier liege und schlafe. Noch immer habe
ich meine Unterwäsche an, die ich gestern nicht mehr ausgezogen habe.
Kurz atme ich durch, dann suche ich meinen Morgenmantel und ziehe ihn
mir über. So wie ich Raze kenne würde er einen Herzinfarkt bekommen,
wenn ich halb nackt im Wohnzimmer rumlaufen würde. Bei dem Gedanken muss
ich breit grinsen, spiele mit dem Gedanken, lass es dann aber sein und
behalte den Morgenmantel an. Ich gehe rüber zu Raze ins Wohnzimmer und
rieche ihn sofort, als ich den Raum betrete. Sein Geruch erfüllt das
ganze Zimmer, ich brauche ihr aber nicht zu folgen, um zu wissen wo er
liegt. Ich gehe zum Sofa und lehne mich über die Lehne. Er schläft noch
friedlich, aber nicht mehr lange. Ich strecke meine Hand aus und stupse
ihn mit dem Finger leicht an der Schulter an. »Raze? «, sage ich
vorsichtig und stupse ihn ein weiteres Mal an, als er sich nicht rührt.
»Raaaaaaze! « Endlich wird er wach und sieht sich verschlafen um. Als
er mich entdeckt lächelt er sofort. »Morgen. « Er wirkt immer noch sehr
verschlafen. Ich muss bei diesem Anblick automatisch zurück lächeln.
»Morgen. Ich habe nicht viel zum Frühstück da. Du musst dich also
zwischen alten Cornflakes entscheiden und ekligen Aufbackkäsebrötchen. «
Er überlegt kurz und sieht mich dann fragend an. »Hast du Kaffee? « Ich
sehe ihn entschuldigend an. »Nein leider nicht, nur Kakao. Ich hatte
letztens so eine Schokophase. « Ich lehne immer noch über der Lehne und
sehe ihn an. Für Besuch bin ich einfach nicht ausgestattet. »Hast du
eine halbe Stunde bis Stunde Zeit? «, fragt er auf einmal. Ich kann
sehen wie er mir in den Ausschnitt guckt, der praktisch genau auf seiner
Augenhöre ist, aber nicht lange, denn er sieht schnell wieder weg. Er
scheint selber geschockt darüber zu sein und ein schlechtes Gewissen zu
kriegen, denn er sieht mir stattdessen in die Augen. Mir macht das
nichts aus, denn das macht jeder Mann. Für mich heißt das noch lange
nicht, das er pervers ist oder dergleichen. Ich bin das gewöhnt. »Wieso?
«, frage ich lieber vorher nach, bevor ich zusage. Er lächelt schief
und scheint zu ahnen warum ich nicht gleich Ja sage. »Würdest du mit mir
frühstücken gehen? « Ich antworte schnell, denn gegen Frühstück habe
ich nichts und ich habe das Gefühl gleich zu verhungern. »Ja klar. « Ich
richte mich auf. »Ich geh mich nur schnell umziehen. « Ich drehe mich
um und verschwinde im Bad. So schnell wie möglich suche ich mir ein paar
Sachen zusammen, wasche mich und ziehe mich an, dann fahre ich noch
schnell mit der Zahnbürste über meine Zähne und gehe wieder ins
Wohnzimmer. Ich bin mir sicher dass ich noch nie so kurz im Bad
gebraucht habe, auch wenn ich generell nicht lange brauche, im Gegensatz
zu anderen Frauen. Raze wartet schon an der Tür, fertig angezogen und
startklar. Ich nehme noch schnell meine Tasche vom Harken und gehe dann
zu ihm. »Okay, ich bin soweit. « Er nickt nur und lächelt. »Gut. « Dann
machen wir uns auf den Weg.

Wir kommen rein. Eine gefühlte
Ewigkeit hat es gedauert, bis wir uns auf einen kleinen Bäcker mit
integriertem Café geeinigt haben. Ich setze mich an einen Tisch am
Fenster und er mir gegenüber. Es dauert nicht lange bis jemand kommt und
uns die Speisekarten bringt. Ich sehe in meine und gucke mir das
Angebot an. Schnell habe ich etwas gefunden, lege die Karte weg und
warte darauf, dass Raze sich entscheidet. Auch er legt relativ schnell
die Karte beiseite und kurz darauf kommt die Bedienung. Es ist eine
Blondine mit einem schlanken Körper und stark geschminkten Gesicht.
Nicht gerade hässlich. Sie dreht sich zu mir und lächelt mich freundlich
an. »Was möchten sie? «, fragt sie mich. Ich sehe ihr ins Gesicht und
lächle sie halbherzig an. »Eine doppelte Portion Pfannkuchen mit extra
viel Sirup und einen Becher Kakao. « Sie schreibt sich schnell alles
auf, dreht sich dann zu Raze um und sieht ihn fragend an und wartet
ebenfalls auf seine Bestellung. »Einen Kaffee und das große Frühstück
bitte. «, sagt er, würdigt der Bedienung aber keines Blickes,
stattdessen sieht er mich an und lächelt. Er beachtet die Bedienung noch
nicht einmal dann, als sie sich verabschiedet und mit schwingenden
Hüften davon rauscht. Jeder normale Mann hätte sie erst einmal
abgecheckt, doch er nicht. Ich muss zugeben dass ich leicht verwirrt
darüber bin und es kommt nicht oft vor, dass ich einen Mann nicht
verstehe. Ich sehe ihr kurz nach und sehe dann zu Raze. »Sie ist heiß.
«, stoße ich ihn mit der Nase darauf, falls er wirklich einfach nur
Tomaten auf den Augen hat. Er runzelt die Stirn und scheint gar nicht zu
wissen was ich überhaupt meine. »Echt? « Seine Verblüfftheit ist
deutlich zu hören. Er dreht sich um, doch von der Bedienung ist nichts
mehr zu sehen, dann dreht er sich wieder zu mir und zuckt die Schultern.
»Hab ich nicht mitbekommen. «, gibt er zu. Ich kann das nicht glauben
und sehe ihn skeptisch an. »Aber Männer achten doch für gewöhnlich auf
so was. « Er legt den Kopf leicht schief und grinst.
»Tja, ich bin halt nicht normal, aber das du darauf geachtet hast sollte uns zu denken übrig lassen. «
»Na
das haben wir ja schon gemerkt. « Ich verziehe dabei keine Miene und
zucke locker mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Ich war noch nie
wählerisch. « Und es ist noch nicht einmal gelogen. Ich hatte schon oft
etwas mit Frauen und es hat Spaß gemacht, sogar mehr als mit so manchem
Mann. Er lacht darüber leicht und nickt dann. »Alles klar. « Es wundert
mich, dass er nichts weiter dazu sagt. Ich hätte eher mit einem blöden
Spruch gerechnet, aber es kommt nichts.
Die Bedienung kommt jetzt
wieder und bringt uns unser Essen und Trinken. Wir bedanken uns und Raze
achtet wieder nicht auf sie. So langsam glaube ich er macht das mit
Absicht. Er sieht auf sein Essen, nimmt ein Beagle und beißt davon ab.
»Bist du schwul? «, frage ich direkt und fange ebenfalls an zu essen.
Ich sehe ihn interessiert an. Es würde mich nicht wundern wenn er es
wäre. Ich meine, seit wir uns kennen habe ich noch nie gesehen dass er
irgendwie Interesse an einer Frau gezeigt hat, nur mir hängt er die
ganze Zeit an den Versen und das konnte auch andere Gründe haben. Er
sieht mich mit großen Augen an und schüttelt schnell den Kopf und
schluckt runter. »Ne, das wüsste ich. « Er wirkt merkwürdig ruhig, dafür
dass ich ihm grade unterstellt habe schwul zu sein, aber ich gehe
darauf nicht sein. »Achso. Ich dachte nur. Du scheinst mit Scheuklappen
durch die Welt zu laufen. «
Er schüttelt erneut den Kopf. »Im
Normalfall bin ich anders. Es ist nur so, dass mich arschwackelnde
Barbiepuppen einfach nicht interessieren. « Er deutet nach hinten, wo
eben noch die Bedienung lang gelaufen ist. Also hat er sie doch
angeguckt, sonst würde er das nicht wissen. Aber den Fehler in seiner
Antwort erkenne ich trotzdem schnell und muss lachen. Ich schiebe mir
noch eine Gabel mit Essen in den Mund und kaue schnell auf um weiter zu
reden.
»Aber Schlampen interessieren dich ja? « Ich weiß dass ich
kein Unschuldslamm bin und ich stehe dazu, deswegen finde ich es
ziemlich unglaubwürdig, wenn er so was sagt und dann mit mir umhängt.
Raze sieht sich suchend um. »Ich sehe keine. « Er isst seinen Beagle
unbekümmert weiter. Ich grinse ihn an. »Wie nobel von dir. « Es ist
schön, dass er mich nicht so sieht, oder es vermutlich nur nicht zugibt,
trotzdem finde ich, dass er mich nicht so mit Samthandschuhen anfassen
sollte. Ich bin nun mal wer ich bin und er kann es nicht ändern und er
sollte den Teil, der ihm nicht gefällt nicht einfach so ausblenden. »Und
wie kommst du zu der Annahme dass du eine bist? «, fragt er mich, nimmt
ein Brötchen, belegt es und beißt dann davon ab. Ich sehe ihn an und
esse ebenfalls weiter. »Was ist für dich denn eine Schlampe? «, will ich
erst einmal von ihm wissen. Er überlegt einen kleinen Moment.
»Schwierige Frage. « Er beißt noch ein paarmal von seinem Brötchen ab,
ehe er mir antwortet. »Kennst du House of Night? « Ich runzle verwirrt
die Stirn. Was will er?
»Sollte ich denn? « Er schüttelt sofort den Kopf. »Nein, aber so wäre es leichter gewesen dir deine Frage zu beantworten. «
»Dann
versuch es halt anders. « Ich warte auf eine Antwort mit der ich auch
etwas anfangen kann. Er lacht leicht. »Na ja, wenn man mehrere Typen
gleichzeitig am Start hat und wenn der Altersunterschied zu groß ist.
Man kann es auf viele Arten sehen. «, versucht er zu erklären.
»Und
was ist da der Unterschied zu mir? « Ich bin gespannt was er sich
einfallen lässt und sehe ihn interessiert an. »Sag bloß du machst mit
Opis rum. «, ist das Einzige was er dazu sagen. »Was sind denn für dich
Opis? «, stelle ich ihm eine Gegenfrage. »So ab, na ja, sagen wir mal
65 aufwärts. «
»Hm, na dann ist es schwer zu sagen. « Ich überlege
ernsthaft und gehe alle Männer durch mit denen ich etwas hatte, oder
besser die an die ich mich erinnern kann. »Ich weiß für gewöhnlich nicht
wie alt sie sind. «, fange ich an zu erklären. »Aber wenn sie noch gut
in Schuss sind wüsste ich nicht warum nicht. «, bringe dann ich zu
ende. Ich will ihm klar machen auf was er sich da einlässt. Wie ich bin
und was ich früher, oder immer noch so treibe, oder mit wem. Er reagiert
anders als ich gedacht hätte, denn er nickt nur und lächelt schief.
»Gute Einstellung. « Ich lege verwirrt den Kopf schief. Er weiß echt
nicht was er will. »Findest du? « Er zuckt die Schultern als wäre es das
normalste auf der Welt.
»Ja schon. Jeder wie er will. «, sagt er
und lächelt dabei immer noch. Ich kann ein leichtes Lachen nicht
zurückhalten. »Also findest du es gut dass ich eine Schlampe bin? « Er
lacht ebenfalls leicht. Entweder findet er es wirklich in Ordnung, oder
er kann es verdammt gut überspielen. »Gut nicht im Sinne von Super, aber
wärst du ein Mann, würden dich viele als Vorbild sehen. Ich persönlich
finde es ist jedem sein Ding, wann, wo und mit wem er intim wird. Wenn
es einen selber nicht stört das man ein abwechslungsreiches Sexleben hat
ist doch alles im grünen Bereich. « Er isst sein letztes Brötchen auf
und fegt dann die Krümel von seinem Schoß. Ich höre ihm die ganze Zeit
aufmerksam zu und versuche zu verstehen was er sagt. »Aha, gut zu
wissen, aber trotzdem. Du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Du
meinst für Barbies interessierst du dich nicht, aber für mich schon. Ich
meine: du klebst mir förmlich am Arsch. Wie kommt’s? « Ich habe nicht
vor das Thema einfach fallen zu lassen, wenn es sein muss kann ich sehr
hartnäckig sein. »Keine Ahnung. Ich mag dich einfach. « Ich beuge mich
leicht über den Tisch zu ihm rüber. »Wieso? Von der ersten Sekunde an in
der du mich noch nicht einmal kanntest? Wohl kaum! Für gewöhnlich
machen das nur Männer der einen Sorte. «
Ich weiß dass er schon
versteht was ich für Männer meine, er ist schließlich auch nicht auf den
Kopf gefallen. »Du kannst es mir ruhig sagen. Jetzt sind wir ja
schließlich so was wie Freunde. « Ich mache eine kurze Pause. Ich habe
das nicht einfach so gesagt, ich denke so wirklich. Ich kenne ihn noch
nicht lange, aber er ist nett und scheint ein anständiger Kerl zu sein.
Er ist der Einzige seit langem, mit dem ich so viel Zeit verbracht habe,
abgesehen von Lucas. Er kommt der Definition Freund von allen am
nächsten und ich würde mich nicht wundern, wenn ich ihn in einem Jahr
immer noch an der Backe habe, also rede ich weiter: »Und wenn du
wirklich DAS willst, dann finde ich hast du dich genug ins Zeug gelegt
und wir können das schnell hinter uns bringen. « Ich meine das Angebot
ernst. Lieber sagt er mir jetzt was er will, anstatt ich es sehr viel
später rauskriege, wenn ich anfange ihn zu mögen. Wir beide wissen was
ich meine, aber ich hätte ihm nicht Sex angeboten, wenn ich nicht
hundert prozentig wüsste, dass er Nein sagt. Bei anderen würde das
vielleicht anders aussehen, aber er würde nicht mal im Traum daran
denken, das weiß ich. Mittlerweile ist er mir auf der Hälfte des Tisches
entgegen gekommen und sieht mir tief in die Augen. »Ich will nicht nur
DAS. «, beteuert er zum gefühlten hundertsten Mal und atmet tief durch.
»Deine Augen, ich weiß nicht. Ich finde sie schön. Deshalb bin ich dir
gefolgt. Ja und dann warst du so abweisend und ich fand es lustig dir
auf den Wecker zu gehen. Und ich musste feststellen dass ich dich
verdammt mag. « Er lächelt wieder schief. Ich muss lachen als ich das
mit meinen Augen höre. Das hört sich einfach zu abgedroschen an. »Ist
das dein Ernst? Meine Augen? « Ich verstumme aber sofort, als ich höre
was er noch sagt. Klar, das wusste ich vorher schon, sonst würde er
nicht so viel Zeit mit mir verbringen wollen, aber trotzdem. Es löst in
mir ein seltsames Gefühl aus. Ich bringe nur ein gehauchtes: »Danke. «,
raus. Danke dafür dass er mich mag, auch nach all dem was ich ihm grade
erzählt habe. »Ja es ist mein Ernst. «, versichert er mir und runzelt
wegen dem `Danke. ´ nur die Stirn. Ich weiß dass er nicht weiß was er
damit anfangen soll und ich mache ihm auch keine Vorwürfe. Ich lehne
mich wieder zurück und sehe auf meinen Teller. Ich sage dazu nichts mehr
und esse schnell den Rest von meinen Pfannkuchen auf. Raze tut es mir
nach, mit dem Unterschied, dass er die ganze Zeit über vor sicher her
grinst. Ich habe schnell aufgegessen und schiebe dann meinen leeren
Teller weiter nach hinten. Ich lehne mich zurück und sehe Raze an.
»Satt? «, fragt er mich. Ich nicke und lege mir eine Hand auf den Bauch.
»Jupp, und fett wahrscheinlich auch. « Ich mache mir nicht wirklich
Gedanken darüber. So was kann ich mir erlauben. Ich könnte
wahrscheinlich ganz McDonalds aufessen und dabei immer noch gut
aussehen, ohne jetzt selbstverliebt klingen zu wollen. »Das glaub ich
kaum. « Ich sehe auf meinen Teller, dann wieder auf zu ihm und grinse.
»Meinst du die waren fettarm? « Er schüttelt bestimmt den Kopf. »Das
bezweifle ich doch stark. «
»Ja das befürchte ich auch, na ja, egal.
« Raze sieht mich genau an, als ich das sage. »Wann musst du wieder
arbeiten? «, will er auf einmal wissen. Ich habe nicht mit der Frage
gerechnet und sehe ihn einen Moment perplex an. »Sag bloß du willst
heute schon wieder irgendetwas machen. « Ich kriege etwas Angst. Ich bin
immer noch erschöpft und habe so gar keine Lust jetzt irgendetwas mit
ihm zu machen. Er lächelt schief.
»Kommt drauf an wann du arbeitest
und was mir auf die Schnelle einfällt. «, erklärt er. Ich sehe ihn
vorsichtig an. »Muss ich Angst haben? «
»Nein ich denke nicht. «, erklärt er wenig überzeugend.
»Ich habe Spätschicht, muss also erst abends wieder los. «
»Okay,
du darfst aussuchen was wir machen. « Er meint das wirklich ernst, dass
sehe ich an seinem abwartenden Blick. Wie kann man nur so viel
Tatendrang haben? Es ist mir ein Rätseln.
Ich sehe ihn wehleidig an.
»Willst du nicht irgendwann mal nach Hause? « Ich will ihm nicht gleich
sagen, dass ich immer noch kaputt bin, deswegen versuche ich es erst so
und hoffe, dass er darauf anspringt. »Ja schon, nachher. «, antwortet
er, mustert mich eingehend und lächelt dann schief.
»Du willst mich
loswerden. «, stellt er fest. Ein Blitzmerker. Aber er scheint darüber
nicht grade geschockt zu sein. Ja, ich will ihn loswerden, aber nicht
weil ich ihn nicht mag, nicht mehr. Ich will heute einfach nur für mich
sein. »Ja, nein. « Ich weiß nicht wie ich anfangen soll. »Es ist nur so:
ich bin immer noch fertig von gestern. « Es hat eh keinen Sinn, etwas
anderes würde er ja sowieso nicht gelten lassen. »Ich bin froh dass ich
heute nicht so viel arbeiten muss, ich will einfach nur zu Hause
rumgammeln. « Ich frage mich, warum ich mich überhaupt verteidige. Ich
muss mich nicht mit ihm treffen und selbst wenn ich nur einfach keine
Lust hätte, ich hätte das Recht es ihm zu sagen, aber ich schiebe diesen
Gedanken schnell wieder beiseite. Es hat kein Sinn darüber nach zu
denken, nicht bei ihm.
Er nickt und sieht mich verständnisvoll, fast bemitleidend an. Wie ich diesen Blick hasse.
»Okay,
dann ein anderes Mal. « Ich bin erleichtert. »Danke. «, sage ich nur,
denn mir fällt nichts ein was ich jetzt noch sagen könnte. Er sagt auch
nichts mehr. Mit einer leichten Handbewegung winkt er nur noch einmal
die Bedienung ran und bezahlt für uns beide. Wieder sieht er sie kaum
an. Er beachtet mich auch nicht mehr, sondern trinkt nur seinen Kaffee.
»Du hättest nicht für mich bezahlen müssen. «, wende ich ein und mustere
ihn genau. Jetzt sieht er mich wieder an. »Aber ich habe dich
eingeladen. « Ich zucke die Schultern. »Ja, na und? Das hier ist kein
Date. «
Er lächelt kurz und sieht mich dann fragend an. »Ich weiß,
aber ist es so schlimm, dass ich für dich bezahlt habe? « Ich lächle
ebenfalls. »Na ja, ich mache gerne alles selber. Starke Frau und so was.
« Aber es ist wirklich so. Ich lasse mich nicht bevormunden und wir
sind nicht auf einem Date, also muss er nicht zahlen. Ich kann es nicht
leiden wenn etwas geschenkt ist, jedenfalls wenn es um so was geht. Ich
arbeite ja schließlich nicht um sonst. Er lächelt sein schiefes Lächeln.
»Tja, jetzt ist es zu spät. « Ich sehe ihn herausfordernd an, nicht
weil ich es so ernst nehme, sondern weil es mir Spaß macht mit ihm zu
diskutieren. »Nein, ich könnte dir das Geld zurückgeben. «
»Das will ich aber nicht. «
»Ist
mit egal was zu willst. « erwidere ich frech, meine es aber nicht so.
Um ehrlich zu sein ist es mir sehr wichtig, vielleicht sogar schon zu
wichtig.
»Und wie willst du es mir zurückgeben, wenn ich es nicht annehme? «
»Ich
muss es dir ja nicht mit Geld zurückzahlen. « Ich weiß dass er es auch
falsch verstehen kann und das ist es auch was mich reizt. Ich sehe ihn
aufmerksam an und warte auf seine Reaktion. Er lehnt sich auf seinem
Stuhl zurück. »Ach, und wo mit? « Ich kann spüren was er denkt und muss
lächeln.
»Womit zu willst. «, antworte ich ihm und zwinkere ihm
zweideutig zu. Er überlegt kurz. »Ich komme darauf zurück. « Ich bin
leicht enttäuscht. Eigentlich habe ich mir mehr davon erhofft, habe aber
keine Lust das jetzt weiter auszubreiten und stehe auf. »Ja, mach das.
Ich werde jetzt nach Hause. «, Er bleibt sitzen und nickt mir zu.
»Okay. Bis dann. « Ich bin leicht überrascht das das so schnell geht,
beschwere mich aber nicht, drehe mich um, öffne die Tür und verschwinde
nach Draußen, ehe er es sich noch mal anders überlegen kann.
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