Kapitel 57 – Gefunden
»Luzifer? « Seine Stimme ist verzweifelt, aber ich antworte nicht. Ich will nicht das Raze mich findet, nicht so. Er wird wissen wollen was los ist und das kann ich ihm nicht sagen. Wieder höre ich ihn meinen Namen rufen. Er ist nah dran, ich gebe mich aber trotzdem nicht zu erkennen, stattdessen rolle ich mich nur weiter zusammen. Ich höre nun auch seine Schritte, die immer näher kommen. Ängstlich kneife ich die Augen zusammen und hoffe das er mich nicht sieht, jedoch vergebens. Seine Hand berührt sanft ihr Gesicht und sofort zucke ich zurück. »Fass mich nicht an. «, sage ich leicht panisch, die Augen immer noch geschlossen. »Was ist passiert? « Seine Stimme ist besorgt, traurig und hilflos. Anscheinend hat er meinen Zustand noch nicht bemerkt und darüber bin ich froh. Ich antworte ihm nicht, was ihm zeit gibt sich mich genauer an zu gucken. Ich spüre förmlich wie er die Luft anhält. »Was ist los? Was ist passiert? «, fragt er ein weiteres mal hilflos. Ich schluchze laut auf und schüttele den Kopf. Es wäre ein Fehler es ihm zu sagen, das spüre ich. Ich vergrabe mein Gesicht hinter meinen Armen um es vor seinem Blick zu schützen, wohl wissend das das nichts bringt. »Er war das? « Er lässt einfach nicht locker. Wieso lässt er mich nicht einfach in Ruhe? Ich bin überrascht als wider Tränen über meine Wangen laufen. Wer hätte gedacht das da noch was raus kommen kann? Ich bin unfähig mich zu bewegen, etwas zu denken, geschweige denn etwas zu sagen. Ich will einfach nur alleine gelassen werden. Ich höre wie der Boden unter ihm knirscht als er aufsteht, spüre aber auf ein mal Arme um mich. Panik bricht in mir aus, als Raze sich neben mich setzt, mich hoch zieht und mich in den Arm nimmt. »Ich habe gesagt du sollst mich nicht anfassen. «, schreie ich und stoße ihn von mich, denke jedoch nicht an meinen geschunden Kreislauf und kippe hinten über von der Bank. Ein heißer Schmerz durchfährt mich als ich auf meinem Hintern lande. Ich schreie auf und drücke schnell wieder meine Beine zusammen damit Raze das Blut nicht sieht und die Tatsache das ich keinen Slip mehr anhabe, aber leider zu spät. Ich rühre mich nicht und bleibe auf dem Boden sitzen, als Raze Gesichtszüge entgleiten und mich hart ansieht. »Wer. War. Das? « Er spricht jedes Wort einzeln aus, seine Stimme ist gepresst, als er sich neben mich auf den Boden hockt. Seine Augen sind geschlossen, wahrscheinlich weil er sich so besser unter Kontrolle hat. Ich sehe wie angespannt er ist und schüttle nur den Kopf. Wenn ich es ihm sage bringt er Johnny um und das will ich nicht. Ja, er ist kein guter Mensch und er hat mir etwas grausames angetan, aber ich bin nichts wert und egal was er getan hat, so etwas hat er einfach nicht verdient. Ich fühle mich so furchtbar schäbig. Raze sieht mich an und hebt leicht eine Hand, um mich zu berühren, hält aber zwei Millimeter vor meiner Haut inne als er meinen Blick sieht. »Es ist alles in Ordnung. Du kannst mit mir reden. « Seine Stimme ist nun ruhig, obwohl sein Körper noch immer angespannt ist. »Bitte. «, fleht er mich etwas leiser an. Ein Wimmern kommt in mir hoch. »Ich konnte nichts machen. Er hatte Eisenkraut, ich konnte mich nicht wehren. « Ich weiche seinen Blick aus. Die Worte sprudeln nur so aus mir raus. Mir ist klar das er weiß was mit mir passiert ist, aber ich weiß auch das es ein Fehler ist mit ihm darüber zu reden. »Wer? «, fragt er weiterhin ruhig, aber ich antworte weiterhin nicht drauf. »Er hat mich so fest gehalten, er war so stark, er hat immer fester gestoßen und fester und fester. Überall war Blut. « Wieder schluchze ich auf, was meinen ganzen Körper wieder zum beben bringt. »Ich habe ihn angefleht. Ich konnte mich nicht wehren. « Ich merke gar nicht richtig was ich da sage, aber ich spüre wie es mir gut tut, auch wenn ich weiß das es nicht richtig ist. »Es ist alles Okay. Wer war es? « Er lässt einfach nicht locker. Fast schon hysterisch schüttle ich den Kopf. »Nein, es ist gar nichts Okay. « Ich schreie fast. »Wieso passiert das immer mir? Ich habe gedacht ich habe das hinter mir. « Langsam fange ich an mich selber hin und her zu wiegen und schließe die Augen. »Johnny. «, hauche ich leise und weiß selber nicht wieso ich es gesagt habe. Vielleicht aus Hoffnungslosigkeit, vielleicht aber auch weil ich das Gefrage satt habe und er mich endlich in Ruhe lässt. Raze Meine verändert sich kaum merklich, aber ich weiß das er genau in diesem Moment voller Hass ist. »Ich weiß. Es tut mir leid. «, sagt er sanft und breitet leicht die Arme auf und wartet darauf das ich ihm schluchzend entgegen falle, aber das tue ich nicht. Nach wie vor sitze ich mich hin und her wiegend da und weine stumm. Wieso tut es ihm leid? Er hat mir das schließlich nicht angetan. Raze lässt die Arme wieder sinken und sieht mich hilflos an. Es tut mir leid das er mir nicht helfen kann und verstehe das er sich hilflos fühlt, aber ich habe keine Kraft mir darüber Gedanken zu machen. »Mir tut alles weh. Ich fühle mich so schmutzig. « Raze sagt dazu nichts und sieht mich weiterhin nur traurig an. »Bitte geh. «, vordere ich ihn auf, denn ich halte das nicht mehr länger aus. Er kann mir nicht helfen, egal was er macht und schon gar nicht wenn er mich mit diesem Blick ansieht. Raze schüttelt nur den Kopf und bleibt stumm neben mir sitzen. Denkt er wirklich er hilft mir damit? »Verschwinde! Ich will nicht das du mich so siehst. « Vielleicht kapiert er es jetzt endlich. Ich weiß das ich mich verzweifelt anhöre und hoffe das er das akzeptiert und tatsächlich greift er in seine Tasche und holt meinen Schlüssel heraus, den ich dankend entgegen nehme. »Geh nach Hause, ruhe dich aus und kündige. « Seine Stimme ist leise, fast brüchig. »Ruf mich an oder schick mir eine SMS wenn ich vorbei kommen soll oder darf. « Vorsichtig, darauf bedacht mich nicht zu erschrecken, beugt er sich vor und küsst sanft meine Stirn und steht dann auf. Er dreht sich um und geht, erst langsam, aber als er merkt das ich ihn nicht aufhalte läuft er schneller. Ich sehe ihm nach und bleibe sitzen, bis er ganz verschwunden ist. Einige Minuten bleibe ich noch sitzen, ehe ich unter Schmerzen aufstehe und langsam nach Hause gehe.
Ich liege im Bett, habe die Augen geschlossen und versuche ein zu schlafen. Die Schmerzen sind noch immer sehr präsent, auch wenn die Dusche sie etwas gelindert hat. Es ist fünfzehn Uhr. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und verspüre auch jetzt nicht das Gefühl von Müdigkeit. Die blauen Flecken auf meinen Körper müssten jetzt verschwunden sein, trotz des Eisenkrautes und trotzdem tut mir immer noch alles weh, als wären sie immer noch da. Ich spüre seine Hände an jeder Stelle meines Körpers. Vorsichtig stehe ich auf und ziehe mir eine Jogginghose und ein Shirt an. Als ich mich im Spiegel betrachte sehe ich mich, wie ich mich schon oft gesehen habe. Wenn man es genau nimmt ist das hier mein wahres Gesicht. Nächste wie Gestern sind Nächste die mich zu der gemacht haben die ich heute bin. Geschickt binde ich meine Haare zu einem Zopf zusammen und trage etwas Make-up auf meine blasse Haut auf. Ich werde heute kündigen, so wie Raze es gesagt habe. Sicher ist es nicht besonders schlau hin zu gehen und dies zu tun, aber wenn ich anrufen würde, würde er das nie annehmen. Er würde herkommen und das was er heute Nacht gemacht hat, noch ein mal tun. Laut seufze ich auf, ziehe meine Schuhe an und mache mich auf den Weg.